Dokument: Reaktivität auf psychosozialen Stress bei teilremittierten depressiven Patienten

Titel:Reaktivität auf psychosozialen Stress bei teilremittierten depressiven Patienten
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URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20141112-135703-1
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Messinger, Philipp [Autor]
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Dateien vom 12.11.2014 / geändert 12.11.2014
Stichwörter:Depression, Stress, TSST
Dewey Dezimal-Klassifikation:600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit
Beschreibung:Zusammenfassung
Einleitung: In der physiologischen Stressreaktion nimmt das Hormon Cortisol, vermittelt über die HPA-Achse, eine zentrale Position ein. Einige Studien fanden, als Reaktion auf akuten psychosozialen Stress, eine abge-schwächte Cortisolantwort. Andere Studien hingegen zeigen vergleichbare oder keine Unterschiede in der Cortisolantwort zwischen Gesunden und remittierten Patienten. Die Aktivierung des sympathischen Nervensystems in Stresssituationen wird durch die Bereitstellung des Katecholamins Noradrenalin induziert. Die aktuelle Studienlage weist auch auf eine Beteiligung des Dopamins in der Stressreaktion hin. Ziel der vorliegenden Studie war es, die akute Stressreaktivität von teilremittierten Depressiven und Gesunden hinsichtlich neuroendokrinologischer Parameter (Cortisol, Noradrenalin und Dopamin) und der subjektiven Stresswahrnehmung unter Verwendung von psychometrischen Messverfahren (Trierer Inventar zur Erfassung von chronischem Stress, TICS; Messinstrument zur Erfassung von Stressanfälligkeit, MESA; VAS, Visuellen Analogskalen; SEBV, Skala zur Erfassung von Bewältigungsverhalten) zu untersuchen.
Methode: Die Experimentalgruppe (EG) bestand aus einer Gruppe von zuletzt vor sechs Monaten stationär vorbehandelten teilremittierten depressiven Patienten (EG: n = 19), gemäß ICD-10: F33.4, F33.0, die frei von weiteren psychiatrischen Komorbiditäten waren. Die diagnostische Einschätzung des Schweregrades der Erkrankung der EG erfolgte durch eine ausführliche ärztliche Exploration und unter Verwendung des Beck-Depressions-Inventars (BDI). Im BDI zeigte sich für die EG eine leichtgradige Ausprägung der Depression. Die Kontrollgruppe (KG, n = 19) bestand aus psychisch gesunden Teilnehmern, die nach Alter und Geschlecht mit der EG parallelisiert wurde. Im Rahmen des Trier Social Stress Test (TSST) wurde Cortisol im Speichel sowie Dopamin und Noradrenalin im Plasma beginnend ab 14 Uhr zu 7 Messzeitpunkten über 75 Minuten untersucht. Die retrospektive Stresswahrnehmung des letzten Jahres wurde unter Verwendung des Trierer Iventar zur Erfassung von chronischem Stress (TICS) überprüft. Zur Messung belastungsspezifischer Stressanfälligkeit wurde das MESA verwendet. Die unmittelbare subjektive Stresswahrnehmung erfolgte mittels VAS. Zur Erfassung der aktuellen Stresswahrnehmung wurde die SEBV verwendet.
Ergebnisse: In der Varianzanalyse mit Messwiederholung konnte für den Parameter Cortisol als Reaktion auf den TSST ein signifikanter Zeiteffekt beobachtet werden. Der maximale Anstieg gegenüber dem Basiswert war für Cortisol in der EG und in der KG signifikant und für das Noradrenalin in der EG hochsignifikant. Für Dopa-min zeigte sich in der Varianzanalyse ein signifikanter Gruppeneffekt allerdings ohne einen statistisch bedeutsamen Einfluss auf die Messergebnisse im zeitlichen Verlauf. Die psychometrische Auswertung ergab im TICS in zwei von sechs Subskalen für die EG in den Subskalen ,,Sorgen‘‘ und „belastende Erinnerungen“ signifikant höhere Ergebnisse gegenüber der KG. Im MESA zeigte sich in einer von sechs Subksalen für die EG im Gruppenvergleich mit der KG ein signifikanter Mittelwertunterschied für die Subskala „Toleranz gegenüber sozialen Konflikten“. Die remittierten Depressiven bewerteten die Situation als weniger stressig und weniger bedroh¬lich als die Probanden der Kontrollgruppe (VAS). Für die SEBV zeigte sich kein Gruppenunterschied.
Diskussion: Die Cortisolresponse der Teilremittierten auf den TSST unterschied sich nicht von den Gesunden. Eine Dopaminresponse auf den TSST ließ sich nicht feststellen. Der hochsignifikante maximale Noradrenalinan-stieg der Teilremittierten auf den TSST war für das Patientenkollektiv der Teilremittierten der einzige gefundene biologische Unterschied in Bezug auf die akute Stressreaktivität der Gesunden. Das Stresserleben (MESA) von teilremittierten Depressiven erwies sich nicht als stressanfälliger im Vergleich zu den Gesunden. Teilremittierte waren nicht eindeutig durch mehr relevante Stressoren und mehr chronischen Stress (TICS) belastet als Gesunde. Im Gegenteil, die teilremittierten Patienten bewerteten die vorangegangene Situation als weniger stressig und weniger bedrohlich (VAS) und zeigten auch keine Hinweise für defizitäres Bewältigungsverhalten im Vergleich zu den gesunden Kontrollprobanden. Weitere Untersuchungen zur neuroendokrinen Stresseraktivität und subjektiven Stresswahrnehmung, z.B. mit strengeren Einschlusskriterien (Verwendung des HAMD, BDI < 7, größeren Stichproben und Geschlechtertrennung) sind notwendig um zukünftig stichhaltigere Untersuchungsergebnisse erzielen zu können.
Lizenz:In Copyright
Urheberrechtsschutz
Fachbereich / Einrichtung:Medizinische Fakultät
Dokument erstellt am:12.11.2014
Dateien geändert am:12.11.2014
Promotionsantrag am:17.12.2013
Datum der Promotion:03.11.2014
Gültig ab:03.01.2014
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