Dokument: Visuelle Diskrimination bei Haushühnern unterschiedlicher Rasse: ein exemplarbasiertes Modell

Titel:Visuelle Diskrimination bei Haushühnern unterschiedlicher Rasse: ein exemplarbasiertes Modell
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URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20050228-001053-2
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Werner, Christian [Autor]
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Dateien vom 09.02.2007 / geändert 09.02.2007
Beitragende:Prof. Dr. Huston, Joseph P. [Gutachter]
Prof. Dr. Rehkämper, Gerd [Gutachter]
Stichwörter:Lernen, Diskrimination, holistisch, konfigural, integral, separabel, Merkmal, Haushuhnlearning, discrimination, holistic, configural, integral, separable, feature, domestic chicken
Dewey Dezimal-Klassifikation:100 Philosophie und Psychologie » 150 Psychologie
Beschreibungen:Die vorliegende Arbeit untersuchte, ob komplexe Reize primär als Summe von Einzelelementen oder als konfiguraler Gesamtstimulus Verhalten und Wahrnehmung beeinflussen. Dabei wurde die Abhängigkeit von Stimulusfaktoren in Form der Separabilität oder Integralität von Stimulusdimensionen berücksichtigt.
Es wurden visuelle Diskriminationsexperimente mit Hennen von vier unterschiedlichen Haushuhnrassen durchgeführt. Von diesen Rassen war eine, die Holländer Haubenhühner, durch eine besondere Schädel- und Hirnanatomie gekennzeichnet, die von vergrößerten Volumina di- und telencephaler Hirnstrukturen begleitet wurde. Es sollte daher ebenfalls geprüft werden, ob die vergrößerten telencephalen Hirnstrukturen mit höheren Leistungen in visuellen Diskriminationsaufgaben verbunden sind.
Als Stimulusmaterial dienten Element- und Verbundstimuli, wobei letztere aus ersteren zusammengesetzt waren. Jeder Verbundstimulus bestand aus einem Element der Dimension Farbe, rot oder grün, und einem Element der Dimension Linienorientierung, horizontal oder vertikal. Die Kombination dieser Elemente erfolgte separabel als Linie vor farbigem Hintergrund und integral als farbige Linie. Es wurden Experimente mit einer Serie von Transfers der Tiere zwischen Element- und Verbundstimulusdiskriminationen durchgeführt, die immer wieder mit einer Umkehr der Verstärkung einer der beiden Dimensionen im Wechsel verbunden war (half-reversal). Sie zeigten, daß eine veränderte Verstärkung der Elemente zwischen Element- und Verbundstimulusdiskriminationen weniger bedeutsam war als die Verstärkung der Stimuli als Ganze, die innerhalb der Serie entweder gleich blieb oder sich für den Gesamtstimulus umkehrte (full-reversal). Diese holistische Informationsverarbeitung galt sowohl für integrale als auch für separabele Verbundstimuli. Darüber hinaus war sie auch für die verschiedenen Hühnerrassen vergleichbar. Allerdings zeigten deutlich mehr Holländer Haubenhühner im Autoshaping keine verläßliche Pickreaktion. Möglicherweise hängt dies mit einer nicht vergleichbaren Verstärkung zusammen, denn die Holländer Haubenhühner nehmen im gleichen Zeitraum deutlich weniger Futter in der Versuchsapparatur auf als die anderen drei Rassen.
Weitere Diskriminationsexperimente zeigten, daß die Verarbeitung separabeler und integraler Verbundstimuli nicht unter allen Umständen gleich ist. Zum einen scheint die Erfahrung der Hennen mit dem Stimulusmaterial bedeutsam zu sein und zum anderen muß die experimentelle Situation empfindlich genug sein, um die Unterschiede zeigen zu können.
Schließlich konnte auch gezeigt werden, daß Aufmerksamkeitsprozesse im Sinne einer Voraktivation (priming-Effekt) durch ähnliche Stimuli das Diskriminationsverhalten der Hennen beeinflussen. Prozesse merkmalsbezogener selektiver Aufmerksamkeit konnten dagegen nicht gezeigt werden.
Alle Befunde wurden in einem exemplarbasierten Modell der Diskrimination und Kategorisierung berücksichtigen, das von der Repräsentation des Gesamtstimulus ausgeht und Unterschiede zwischen separabelen und integralen Stimuli durch unterschiedliche Ähnlichkeitsmaße erklärt.

The present study investigated whether complex stimuli are primarily processed as a sum of single features or as configurations. There by stimulus dependent factors such as separability or integrality were considered.
Four breeds of domestic chickens were exposed to visual discrimination experiments. One of these breeds, the White Crested Polish chickens, are characterized by a peculiar head- and brain morphology which is accompanied by enlarged di- and telencephalic brain structures. Therefore, it should also be tested whether the enlarged telencephalic structures are linked with increased performance in visual discrimination tasks.
Element and compound stimuli were used with the latter consisting of the former. Hence, all compound stimuli included an element from the dimension colour, red or green, and one element from the dimension line orientation, horizontal or vertical. Combination of the elements was done in a separable way leading to a line (horizontal or vertical) on a coloured (red or green) background or in an integral way leading to a coloured line. Experiments consisted of a series of transfers between discrimination tasks presenting element or compound stimuli. Transfers were combined with a reversal of reinforcement of one stimulus dimension (colour or line orientation; half-reversal). Taking the stimulus as a whole, the half-reversal sequence resulted in no change of reinforcement or a full-reversal depending on the type of stimulus (element or compound).
Results showed that a change of reinforcement of elements was less important for discrimination performance than a change of reinforcement of the whole stimulus situation. This holistic kind of stimulus processing was true for integral as well as separable compound stimuli. Discrimination behaviour did not differ between the breeds. But White Crested Polish chickens were less likely to peck during the autoshaping procedure. This might have been due to a difference in reinforcement value between breeds. Thus, in the experimental apparature the White Crested Polish chickens picked up less food in the same time interval than the other three breeds.
Additional discrimination experiments showed that processing of integral and separable compounds was not identical under all circumstances. On the one hand experience with the stimulus material might be crucial. On the other hand the experimental situation must be sensitive enough to show these differences.
Finally, it was shown that processes of attention, such as preactivation (priming-effect) caused by similar stimuli, influence discrimination performance. Feature-related selective attention, however, was not found.
All results were described by an exemplar-based model of discrimination and categorization that assumes 1) the representation of stimuli as a whole and 2) that relations between stimuli depend on a measure of similarity between them.
Lizenz:In Copyright
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Fachbereich / Einrichtung:Mathematisch- Naturwissenschaftliche Fakultät » WE Psychologie
Dokument erstellt am:28.02.2005
Dateien geändert am:12.02.2007
Promotionsantrag am:28.01.2005
Datum der Promotion:28.01.2005
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