Dokument: Evaluation eines bindungsorientierten, emotionszentrierten Elterntrainings für alleinerziehende Mütter

Titel:Evaluation eines bindungsorientierten, emotionszentrierten Elterntrainings für alleinerziehende Mütter
Weiterer Titel:Evaluation of an emotion-focused parental training for single mothers based on attachment theory
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URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20140523-143649-3
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor:Dipl.-Psych. Weihrauch, Lonja [Autor]
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Dateien vom 23.05.2014 / geändert 23.05.2014
Stichwörter:Elterntraining, alleinerziehende Mütter, mütterliche Depression, Prävention
Dewey Dezimal-Klassifikation:100 Philosophie und Psychologie » 150 Psychologie
Beschreibungen:Die Anzahl Alleinerziehender hat in den letzten Jahrzehnten beträchtlich zugenommen. Fast jede fünfte Familie mit Kindern unter 18 Jahren in Deutschland ist eine Einelternfamilie, in über 90 % der Fälle handelt es sich dabei um alleinerziehende Mütter und ihre minderjährigen Kinder. Ähnliche Entwicklungen lassen sich in anderen westlichen Industrieländern beobachten. Obwohl viele Forschungsarbeiten eine beeinträchtige Lebensqualität und Gesundheit, weniger funktionale soziale Beziehungen sowie geringere berufliche und schulische Chancen alleinerziehender Mütter und ihrer Kinder belegen, gibt es vor allem im deutschen Sprachraum kaum evaluierte Präventionsangebote für diese benachteiligte Bevölkerungsgruppe.
In diesem Zusammenhang wurde an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf unter der Leitung von Prof. Dr. Matthias Franz das PALME-Programm, ein bindungsorientiertes präventives Elterntraining für alleinerziehende Mütter von Vorschulkindern entwickelt. Das PALME-Training hat zum Ziel, eine eventuell vorhandene depressive Verstimmung der Mütter zu senken, ihre emotionalen bzw. empathischen Fähigkeiten zu stärken und so die Mutter-Kind-Beziehung und -Bindung zu verbessern. Indirekt sollen so auch die Kinder der teilnehmenden Mütter von dem PALME-Elterntraining profitieren.
Die vorliegende kumulative Dissertation widmet sich der wissenschaftlichen Evaluation der kurz- und langfristigen Wirksamkeit des PALME-Elterntrainings auf mütterliche und kindliche Gesundheits- und Lebensqualitätsindikatoren. In einer randomisierten, kontrollierten Studie mit 58 alleinerziehenden Müttern und ihren Kindern wurden jeweils vor und nach Teilnahme am PALME-Programm sowie 6 Monate nach Ende der Intervention die depressive und allgemeine psychische Belastung der Mütter (ADS, SCL-90-R), ihre emotionalen Kompetenzen (SEE), ihr psychisches Wohlbefinden (SF-12) und – als Fremdeinschätzung durch Experten – ihre psychogene Beeinträchtigung erfasst (BSS). Bei den Kindern der Studienteilnehmerinnen wurden das Selbstkonzept (FKSI) sowie Verhaltensstärken und -schwächen zu den drei Messzeitpunkten erhoben (SDQ). Als Maß für die Qualität der Mutter-Kind-Beziehung wurde die Häufigkeit von Mutter-Kind-Konflikten herangezogen, die Einschätzung erfolgte mittels eines selbst entwickelten Fragebogens durch die Mütter. Die Wirksamkeit der Intervention auf diese Zielmaße wurde in einem zweifaktoriellen (Gruppe x Messzeitpunkt) varianzanalytischen Modell untersucht.
Unmittelbar nach der Intervention zeigten sich bei den Müttern der Interventionsgruppe im Vergleich zu ihren Ausgangswerten und zur Wartekontrollgruppe wie erwartet signifikante Verbesserungen im Hinblick auf depressive Symptome, die allgemeine psychische Belastung, die psychogene Beeinträchtigung und Teilaspekte der emotionalen Kompetenz (Akzeptanz eigener Emotionen). Die um evtl. Ausgangslagenunterschiede zwischen den Gruppen und um Verzerrungen durch kleine Gruppengrößen bereinigten Effektstärken für diese mütterlichen Zielmaße lagen in einem mittleren bis hohen Bereich. Die Kinder der PALME-Teilnehmerinnen wiesen nach der Intervention im Vergleich zur Kontrollgruppe und zu ihren Ausgangswerten ein positiveres Selbstkonzept auf. Zudem ergaben sich Hinweise auf eine Reduktion von Verhaltensproblemen bei den Kindern der Mütter der Interventionsgruppe.
Bei der Follow-up-Untersuchung sechs Monate nach Ende der Intervention schnitten die Mütter der Interventionsgruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe und zu ihren Prätestwerten in allen Maßen der psychischen Gesundheit (Depressivität, allgemeine psychische Belastung, psychogene Beeinträchtigung und psychisches Wohlbefinden) immer noch signifikant besser ab. Allerdings ließen sich zum dritten Messzeitpunkt auch in der Kontrollgruppe signifikante Verbesserungen der Depressivität, der allgemeinen psychischen Belastung und des psychischen Wohnbefindens beobachten, die aber insgesamt schwächer ausfielen als in der Interventionsgruppe. Diese Verbesserungen in der Kontrollgruppe sind möglicherweise auf Erwartungseffekte (Teilnahme der Kontrollgruppe am PALME-Programm nach der Follow-up-Untersuchung), eine unspezifische Betreuung im Warteintervall und/oder signifikant mehr positive Veränderungen der Lebenssituation von Müttern der Kontrollgruppe im Vergleich zur Interventionsgruppe zurückzuführen. Auf die emotionale Kompetenz der Mütter und Verhaltensprobleme ihrer Kinder konnten innerhalb des zugrunde liegenden varianzanalytischen Modells keine langfristig wirksamen Effekte des PALME-Programms nachgewiesen werden.
Die vorliegenden Ergebnisse zeigen, dass das PALME-Elterntraining in kommunalen Settings durchführbar ist, von den Müttern gut angenommen wird und einen präventiven Beitrag zur psychischen Gesundheit alleinerziehender Mütter leisten kann. Die Effekte des PALME-Programms sind aufgrund des entwicklungspsychologisch und bindungstheoretisch fundierten Konzeptes zwar plausibel, die genauen Wirkmechanismen sind jedoch bislang noch nicht statistisch aufgeklärt.

The number of single parents has increased considerably in recent decades. In Germany, almost every fifth family with children under 18 years is a single parent family; in 90 % of cases, these are single mothers and their minor children. Similar developments can be observed in other Western industrialized countries. Although numerous studies demonstrate impairments in quality of life and health, less functional social relationships and lower occupational and educational opportunities for single mothers and their children, evaluated prevention programs for this disadvantaged group are rare especially in the German-speaking area.
In this context, the PALME program, an attachment-oriented preventive parent training for single mothers with preschool aged children was developed at the Heinrich-Heine-University Düsseldorf, under the scientific direction of Prof. Dr. Matthias Franz. The PALME training aims at the reduction of a possibly existing depressive mood of the single mothers and at the improvement of their emotional and empathic skills. Thus, the mother-child relationship and attachment of the child should be strengthened, so the children of the participating mothers may benefit indirectly from the PALME parent training.
The present cumulative dissertation refers to the scientific evaluation of the short- and long-term efficacy of the PALME parent training on indicators of health and quality of life in mothers and children. In a randomized, controlled trial, several outcome measures were collected in 58 single mothers and their children before and after participation in the PALME program as well as 6 months after intervention. Maternal depression and general psychological symptom load were measured using the ADS and SCL-90-R. Further standardized instruments were used to assess the emotional competence of the mothers (SEE), their psychological well-being (SF-12) and their psychogenic impairment (BSS, expert rating). For the children of the study participants, self-concept (FKSI) as well as behavioural strengths and problems (SDQ) were queried at all three measurement times. The quality of the mother-child relationship was measured by the frequency of mother-child conflicts using a self-developed questionnaire. The effectiveness of the intervention on these outcome measures was analysed employing a two-factor (group x measurement time) model of variance.
Immediately after the intervention, the mothers of the intervention group showed, as expected, significant improvements in depressive symptoms, in general psychological distress, in terms of their psychogenic impairment and in aspects of emotional competence (acceptance of own emotions) compared to their initial values and to the waiting control group. The effect sizes for these maternal outcome measures corrected for initial differences between groups and for small group bias were in a mid to high range. The children of the PALME participants reported a more positive self-concept after the intervention compared to their initial values and to the control group. There were also hints of a reduction of behavioural problems in children of mothers in the intervention group.
In the follow-up measurement six months after the end of intervention, the mothers in the intervention group still were significantly better compared to the control group and to their pre-test values in all dimensions of mental health (depression, general psychological distress, psychogenic impairment and psychological well-being). However, the control group also showed significant improvements in depression, general psychological distress and mental well-being at the third date of measurement. Yet, the improvements of the control group were not as pronounced as in the intervention group. These unexpected improvements in the control group may be due to expectancy effects (announced participation in the PALME program after follow-up investigation), to a non-specific care in the waiting interval and/or to significantly more positive changes of the life situation of mothers in the control group compared to mothers in the intervention group. On measures of maternal emotional competence and behavioural problems of their children, no long-term effects of the PALME program could be detected within the described variance-analytic model.
The present results suggest that the PALME parent training can be conducted in community settings, is well accepted by the mothers and can contribute to the prevention of mental health problems in single mothers. Although the effects of PALME are plausible in view of its general concept, focusing on developmental psychology and attachment theory, the exact mechanism of impact has to be clarified in further research.
Lizenz:In Copyright
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Fachbereich / Einrichtung:Mathematisch- Naturwissenschaftliche Fakultät » WE Psychologie
Dokument erstellt am:23.05.2014
Dateien geändert am:23.05.2014
Promotionsantrag am:09.01.2014
Datum der Promotion:03.04.2014
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