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Die achtziger Jahre
DIE GRÜNEN, kirchliche ökologische Arbeitskreise und die GNU
Zur Teilnahme an der Europawahl 1979 gründete sich die Sonstige politischen Vereinigung DIE GRÜNEN, deren 3. Kongreß sich am 12. und 13. Januar 1980 als Gründungsversammlung der Bundespartei DIE GRÜNEN konstituiert. Die erste Plenarsitzung wurde von Herbert Gruhl eröffnet, der mit Baldur Springmann die Partei nach 1/2 Jahr verlassen wird, weil seine nationalökologischen Interessen nicht genügend Berücksichtigung gefunden hatten. Am Podium begegnet der gerade erst aus der DDR ausgereiste Rudolf Bahro Baldur Springmann, umarmt ihn und erklärt seine Bereitschaft zur Zusammenarbeit, da er die Aufgabe einer grünen Partei in der Zusammenführung der heterogenen Strömungen zu einem Nicht rechts, nicht links, sondern vorn versteht.1
Im April 1980 gründete sich in der Kreuz-Kirche in Dresden der ökologische Arbeitskreis der Dresdner Kirchbezirke.
Ob die Gründung der offiziellen Gesellschaft für Natur und Umwelt im Kulturbund der DDR als direkte Reaktion auf die kirchlichen Gesprächskreise zu verstehen ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Axel Goodbody stellt es zumindest in diesem Licht dar:
The offene Arbeit of the Evangelische Kirche, which provided a unique forum for frank discussion, gained such popularity, particularly in the south of the GDR, that a new official ecological association was founded in 1980, the Gesellschaft für Natur und Umwelt (GNU). (...) The majority of its initial members were environmental activists dissatisfied with the inefectiveness of the long-standing Natur- und Heimatfreunde section of the Kulturbund.2
In einer Dokumentation über die GNU heißt es dagegen:
Die GNU im Kulturbund der DDR wurde 1980 von oben gegründet. (...) Hintergründe für die (...) Gründung waren u.a.: die politische Reaktion auf die zunehmende Rolle der durch die industrielle Entwicklung forcierten Umweltprobleme analog zu Entwicklungen in westlichen Industrieländern; die Reaktion auf die Wahlerfolge der GRÜNEN in der BRD; die notwendig gewordene Gründung einer Natur- und Umweltschutzorganisation, die entsprechend autorisiert mit ähnlichen Organisationen im sozialistischen und kapitalistischen Ausland Kontakte aufnehmen und entwickeln konnte; das Ziel, über den klassischen Naturschutz hinausgehende umweltpolitische Aktivitäten zu kanalisieren und eine der westlichen grünen Bewegung adäquate Organisation zu schaffen; das zunehmende Interesse der Bevölkerung an aktivem Natur- und Umweltschutz; ein innerer Strukturwandel durch die Verselbständigung der Heimatgeschichte (1978) und der Denkmalpflege (1975) zu eigenständigen Fachgesellschaften und durch die erhebliche Erweiterung des Aufgabenfeldes um den Umweltschutz.
Doch wird diese offizielle Lesart in derselben - 1993 verfaßten (!) - Dokumentation von der vorsichtig als Zitat gekennzeichneten oppositionellen konterkariert:
Wie die GNU-Gründung von jüngeren Mitgliedern eingeschätzt wurde, zeigen Äußerungen eines Berliner Kreisvorsitzenden der GNU im Jahre 1990: Eine Bildung von Umweltgruppen begann (...) unter dem Dach der Kirche. Es entstanden zunächst einzelne Gruppen und später das Grüne Netzwerk Arche, sowie Einrichtungen wie die Umweltbibliothek. Das bereits in den 20er Jahren von Ornithologen gegründete kirchliche Forschungsinstitut in Wittenberg war einer der zentralen Anlaufpunkte und Multiplikator der oppositionellen Bewegung. Da diese Entwicklung nicht mehr aufzuhalten war, wollte man sie durch die Gründung der Gesellschaft für Natur und Umwelt im Kulturbund der DDR per Ministerratsbeschluß kanalisieren und somit besser lenken können. Das gelang aber nur mit wenig Erfolg (...).3
Die Enkel der Raketenbauer
Der satirische Science-Fiction-Roman Die Enkel der Raketenbauer von Georg Zauner4 erschien gleichfalls 1980. Er spielt in einer ökologisch orientierten Gesellschaft der fernen Zukunft, in der Dokumente aus einer post-katastrophalen, mittelalterlich organisierten, abergläubischen und wundergläubigen theokratischen Vergangenheit von der durch Rohstoffmangel motivierten Ausbeutung der Eisenvorkommen in den ehemaligen Münchner U-Bahn-Schächten berichten.
Freie Republik Wendland
Im Zuge der Auseinandersetzungen um die Endlagerstätte in Gorleben besetzten ca. 3000 Atomkraftgegner am 3. Mai 1980 die Tiefbohrstelle 1004 und gründeten das Hüttendorf Freie Republik Wendland, das am 4. Juni von der Polizei gewaltsam geräumt wurde.
Lornac ist überall
In seinem Jugendroman Lornac ist überall schildert der Schweizer Autor Otto Steiger die Verseuchung der bretonischen Küste durch das Tankerunglück der Amoco Cadiz von 1978. Der 1980 Titel stellt eine Anlehnung an den Koch-Vahrenholt-Titel Seveso ist überall dar.
Flugasche
Monika Marons bereits 1978 fertiggestellter Roman Flugasche5 erschien 1981 in der Bundesrepublik, da sein Druck in der DDR nicht genehmigt wurde.
Die Protagonistin Josefa Nadler soll eine Reportage über B.(itterfeld) schreiben, weiß aber genau, daß die Wahrheit über B. nicht gedruckt würde.
B. ist die schmutzigste Stadt Europas. (...) Die dreckigste europäische Stadt ausgerechnet in einem sozialistischen Land. Wenn wir uns schon die traurige Tatsache leisten, so wenigstens nicht ihre öffentliche Bekanntmachung. (...) Damit lieferst du dem Gegner die Argumente.6
Vor über 100 Jahren gebaut, entspricht das alte Kohlekraftwerk, das dem Chemie-Kombinat Bitterfeld die Energie liefert, nicht gerade dem neuesten Stand an Arbeitssicherheit und Filtertechnik. Ein neues ist im Bau, doch soll das alte aus unerfindlichen Gründen in Betrieb bleiben, obwohl den Bewohnern von B. jeden Tag (...) Güterzüge voll Dreck (...) auf den Kopf rieseln7.
Josefa Nadler versucht dennoch, eine unverblümte Reportage durchzusetzen, scheitert aber daran, da offensichtlich die zuständigen Genossen davon ausgehen, 180 Tonnen Flugasche wögen auf Zeitungspapier schwerer als auf der Haut8. So schreibt sie letztendlich einen Brief an den Höchsten Rat, um auf die Problematik aufmerksam zu machen, was zu ihrem Ausschluß aus der Partei führt. Hinsichtlich der Lebenssituation der Bürger von B.war ihre Intervention nichtsdestotrotz erfolgreich (sprich: das alte Kraftwerk wird stillgelegt), was den Zynismus der Situation in ganzer Schärfe deutlich werden läßt.
Am gleichen Tag (...) beschloß der Höchste Rat in einer nachmittäglichen Beratung, das alte Kraftwerk in B. unter Berücksichtigung der Gesundheit der Bürger von B. und unter Nichtberücksichtigung kurzfristiger volkswirtschaftlicher Vorteile stillzulegen.9
Der emotionale Resonanzraum des Waldsterbens
Im November 1981 machte der SPIEGEL in einer dreiteiligen Serie das Waldsterben bekannt, dessen Debatte Brüggemeier als Wende in der Ökologiebewegung beschreibt:
Zum ersten Mal wurde der Öffentlichkeit bewußt, wie großflächig Umweltschäden auftreten konnten, wie komplex die Zusammenhänge waren und wie wenig nationale Grenzen eine Rolle spielten. Die Umweltdebatte hatte eine neue Dimension erreicht.10
Anläßlich des Brechtschen Gedichts An die Nachgeborenen war in den Kreisen der Linken in Ost und West derart lange über Bäume geredet worden, daß das Waldsterben diskurstechnisch im Grunde wie gerufen kam. Der emotionale Resonanzraum des Waldsterbens, das m.E. das zentrale und öffentlichkeitswirksamste Konzept der Umweltbewegung in den Achtzigern war, läßt sich nur zum Teil durch die vielzitierte angebliche romantische Beziehung der Deutschen zum deutschen (Märchen-)Wald erklären. Ich habe in den vorhergehenden Passagen versucht, einige der Resonanzräume aufzuzeigen, die, wie mir scheint, alle von den Bildern der entlaubten Bäume angestoßen werden. Da wäre einmal der seit Erich Frieds Gedicht Gespräch über Bäume explizit hergestellte Bezug zum Vietnam-Krieg und dem amerikanischen Einsatz des Entlaubungsmittels Agent Orange, der neben dem Wissen um die Ungeheuerlichkeit der Entlaubung riesiger Flächen tropischen Regenwaldes aus militärstrategischen Gründen auch das Wissen um die Opfer der Vergiftung durch das im Entlaubungsmittel enthaltene Dioxin unter der Zivilbevölkerung wachruft. Daneben haben die Texte aus den Anfängen der Umweltbewegung die Dringlichkeit ökologischen Umdenkens einerseits dadurch untermalt, daß sie die Umweltzerstörung als Krieg im Frieden darstellte, andererseits wurde seit Seveso auf die Möglichkeit von Störfällen der chemischen Industrie die Gefährdung der Bevölkerung mit dem Gestus einer Kriegsführung gegen die eigene Bevölkerung hingewiesen. So schien nun - aus der Perspektive des Resonanzraums der Bildelemente - der Vietnamkrieg mit den entlaubten Bäumen und den durch Dioxin vergifteten Menschen in Europa angekommen zu sein. Außerdem bildete das Bild der toten Bäume eine Einlaßstelle für die Metapher der Umweltzerstörung als Krieg gegen die Natur.
Inwieweit durch Aktionen der Umweltbewegung bewußt an vorhandene Bilder angeknüpft wurde, um die Problematik des Waldsterbens auch ins Bewußtsein einer noch nicht für ökologische Probleme sensibilisierten Öffentlichkeit zu rücken, zeigt folgendes Beispiel, das mit dem positiv besetzten Symbol des Christbaums spielt: Eine Greenpeace-Aktion nutzte 1982 ganz bewußt die Interferenz zwischen dem Bild des im Winter grünen Tannenbaums als traditionellem Symbol des Weihnachtsfestes und dem Bild entnadelter Tannen in einer vorweihnachtlichen Einkaufspassage:
Als wir 1982 unseren ersten Christbaumstand gemacht haben - das war eine Idee der Münchner Greenpeace-Gruppe, wir haben Christbäume angeboten, die fürchterlich aussahen -, da hat eben noch ein großer Teil der Passanten gesagt: Ihr spinnt wohl, Waldsterben gibt es nicht! Zwei Jahre später haben es fast alle akzeptiert und auch gewußt, daß Waldsterben eine Realität ist. Es war keine Provokation mehr, Tannenbäume anzubieten, die gelbe Nadeln oder gar keine mehr hatten. Beim ersten Mal dagegen schon. Um unseren Stand wochenlang in der Fußgängerzone aufstellen zu dürfen, sind wir als reiner Gewerbestand aufgetreten und haben unsere entnadelten Bäume vorschriftsmäßig mit Preisen versehen, damit es keinen Vorwand gab, unseren Stand zu schließen.11
Fischsterben in der Ostsee
Im Winter 1981/1982 unterstützten Nachrichten über das Fischsterben in der Ostsee aufgrund von Sauerstoffmangel das Bild von der sterbenden Natur.
Brodowiner Gespräche
In der DDR organisierte der Schriftsteller Reimar Gilsenbach seit 1981 jährliche Treffen von Künstlern, Naturschützern und Wissenschaftlern, um den Informationsfluß hinsichtlich der Umweltsituation zu gewährleisten. Diese nach Gilsenbachs Wohnort benannten Brodowiner Gespräche wurden von der Gesellschaft für Natur und Umwelt (GNU) unterstützt, da der Schriftstellerverband dazu nicht bereit war.12 Lia Pirskawetz, die Leiterin des aus den Brodowiner Gesprächen hervorgegangenen und heute bundesweit bestehenden Arbeitskreises Literatur um Welt, schildert die Anfänge folgendermaßen:
1981 hat der Schriftsteller Reimar Gilsenbach den Arbeitskreis in seinem Haus in Brodowin (heute Ökodorf im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin) begründet. Da der Schriftstellerverband der DDR - auf Geheiß von Kurt Hager, wie wir heute wissen - bis 1987 die Schirmherrschaft verweigerte, übernahm sie die Gesellschaft für Natur und Umwelt. Mit viel Fingerspitzengefühl organisierte und verteidigte der Kulturwissenschaftler Dr. Rolf Caspar unsere alljährlichen Dreitagestreffen in Umweltkatastrophengebieten wie dem Osterzgebirge, dem Senftenberger Braunkohlerevier und der Boddenlandschaft. Dabei gerieten die Schriftsteller in einen produktiven Streit mit Naturwissenschaftlern und Funktionären, mit Opportunisten und Wachstumsfetischisten, mit kämpferischen und verprellten Forst- und Wasserwirtschaftlern, Biologen und Umweltmedizinern, vor allem aber mit bedeutenden Naturschützern und Landschaftsvordenkern wie Prof. Dr. Michael Succow und Dr. Leberecht Jeschke. Wenn es letzteren in den wenigen Monaten zwischen Honneckers Sturz und Einheitsvertrag gelang, in einer beispiellosen Anstrengung elf große Landschaften Ostdeutschlands als Nationalparks und Biosphärenreservate vorm Zugriff der Marktwirtschaft zu retten (...), dann nur, weil alles über ein Jahrzehnt vorbedacht worden war.13
Boehringer und Friedemann Grün
1981 ist das Jahr der ersten Schornsteinbesetzung durch die Greenpeace-Aktivisten Harald Zindler und Peter Krichel, die am 25. Juni 26 Stunden lang den Schornstein der Hamburger Boehringer-Werke besetzt hielten. Sie entrollten ein Plakat mit dem bekannten Greenpeace-Spruch: Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluß vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr feststellen, daß man Geld nicht essen kann. Die Greenpeacer hatten sich unter dem Firmennamen Friedemann Grün getarnt und somit die Möglichkeit erhalten, mit einem Pritschenwagen auf das Gelände der Firma Boehringer zu gelangen.
Nach dem großen Glitch
Zu den bemerkenswerten bundesrepublikanischen Erzähltexten der frühen Achtziger gehört das Jugendbuch Nach dem großen Glitch von Arnulf Zitelmann14, das in einer mehrfach gespiegelten Utopie verschiedenste Lebensentwürfe und Gesellschaftssysteme einander gegenüberstellt: Nach einem Meteoriteneinschlag, der die Folgen des Treibhauseffekts potenzierte, ist Europa weitestgehend zerstört. Eine neue hochindustrielle Kultur hat sich in Südafrika entwickelt, wo ein System der technischen Beherrschung der Welt mit der völligen Bevormundung des einzelnen durch das Werk, den Staat, einhergeht. Im Ruhrtalwatt erleiden zwei Werksangehörige Schiffbruch und beschreiben nun aus der Sicht der zivilisierten Südafrikaner die primitiven Wilden Mitteleuropas, die Buschis. Auf ihren Wanderungen lernen sie verschiedenste alternative Lebensentwürfe kennen, die sich in ihren Sozialformen, ihrer Ästhetik und dem Umgang mit Rohstoffen voneinander unterscheiden und vor dem Hintergrund der bundesdeutschen Alternativ- und Ökologiebewegung zu lesen sind. In einem Nachwort wird der Bericht der Schiffbrüchigen innerfiktional als Fiktion entlarvt, die als solche jedoch Sprengkraft für die Infragestellung des südafrikanischen fortschrittsgläubigen repressiven Superstaates haben kann.
Swantow
Eine Sonderstellung kommt der Tagebucherzählung Swantow von Hanns Cibulka zu, weil sie der einzige Erzähltext ist, der zu DDR-Zeiten die Gefahren der Atomenergie und der Niedrigstrahlung eines AKW im Normalbetrieb thematisierte. Lia Pirskawetz schreibt darüber:
Vor der Kernkraftnutzung hatte vor Tschernobyl nur Hanns Cibulka in Swantow (1982) gewarnt. Aus den Zwangsänderungen zwischen Zeitschriften- und Buchfassung ist ablesbar, daß dieses Thema eines der höchst tabuierten war. Es wurde noch weniger reflektiert als die Problematik des Waldsterbens und des Uranbergbaus.15
Ein Vorabdruck erschien im April 1981 in der Zeitschrift Neue Deutsche Literatur. In der ausführlicheren Buchfassung waren die heiklen Passagen jedoch durch unverfänglicher scheinende ersetzt worden.
In der NDL-Version beschreibt der Ich-Erzähler, daß ihn die Frage nach dem Kuppelbau der Atomkraftwerke seit Tagen beschäftigt, da es für diese Form keinerlei technische Notwendigkeit gebe,16 und überlegt, ob sich darin möglicherweise uralte Tabus andeuteten: Es scheint, als umschließe auch heute noch der Rundbau, die Kuppel aus meterdickem Beton, ein Geheimnis, ein bedenkliches Geheimnis.17 Im anschließenden Absatz zitiert er unvermittelt aus einer technischen Abhandlung, die die Gefahren der Niedrigstrahlung extrapoliert:
Im Normalbetrieb eines Atomkraftwerkes wird die Bevölkerung vor allen Dingen mit Strahlen im niedrigen Dosisbereich belastet. (...) Der zeitliche Abstand zwischen der Bestrahlung und dem sichtbaren Schaden kann viele Jahre betragen. Bei Erbschäden beträgt die Latenzzeit oft mehrere Generationen. (...) Zum Beispiel kann Strontium völlig unbemerkt vom Organismus aufgenommen und gespeichert werden. Es gibt praktisch keine Möglichkeit, seine Existenz im lebenden Körper festzustellen und nachzuweisen. Die Verseuchung erfolgt im meßtechnischen Dunkel. Falsch ist der Schluß: Was ich nicht messen kann, ist ungefährlich.18
In der Buchfassung wurde die gesamte Passage gestrichen und durch folgende, nicht weniger brisante, ersetzt, die allerdings auf der expliziten Ebene die Umweltgefahren der DDR nicht thematisiert.
Eine bedenkliche Nachricht, sage ich, die Gda½sker Bucht ist biologisch umgekippt. Die polnische Regierung hat das Baden verboten, auch das Betreten des Strandes ist untersagt. (...) Er schreibt, daß auch die Buchten von Szczecin und Lübeck durch Eutrophierung bedroht sind.19
Daß zwischen Lübeck und Szczecin ein weiteres Stück Ostseeküste liegt, das vermutlich keine Ausnahme darstellt, dürfte jedem Leser deutlich gewesen sein.
In der Buchfassung gibt es stattdessen an anderer Stelle einen konkreten Bezug auf das Kernkraftwerk Lubmin:
In Lubmin gibt es keinen Stausee, keine Sperrmauer, durch die das Wasser in die Turbinen schießt. (...) In einem Kernkraftwerk ist alles still, totenstill, die Energie wird lautlos produziert, der Verbrennungsprozeß dominiert. Wissen, was nicht zu sehen ist.20
Auch dieser Passage wird ein Zitat aus einer Abhandlung über Kernenergie nachgestellt, das jedoch nur über die Halbwertzeiten verschiedener Spaltprodukte Auskunft gibt. In der Thematisierung des Ungesagten scheint der Ich-Erzähler die Tatsache der Zensur mitzudenken und beim Leser als mitgedacht ansprechen zu wollen. Die zentrale Passage, die unter dem Datum des 6. August, des Jahrestages von Hiroshima, eingetragen ist und auf die sich auch Christa Wolf in Störfall anspielend bezieht, lautet in der Zeitschriftenversion:
Genügt es, wenn wir immer nur bis an den Rand des Blattes schreiben? Das weiße Blatt (Papier) hinter sich lassen, über den Rand hinaus schreiben, auch das Ungesagte hörbar machen. Im Ungesagten vollzieht sich das Schreckliche, das Unerträgliche unserer Zeit.21
In der Buchfassung wurden dieser Stelle noch folgende Passagen nachgestellt:
Wer schreiben will, muß in seiner Zeit stehen, er muß aber auch die Kraft haben, wenn es not tut, gegen sie zu leben. Vielleicht ist Swantow nichts anderes als der erneute Versuch, den verborgenen Wahrheiten des Lebens auf die Spur zu kommen.22
Was an dieser Stelle verschwunden ist, ist ein nochmaliger Hinweis auf die Möglichkeit der radioaktive(n) Verseuchung der Umgebung von Atomkraftwerken sowie die Darstellung der Umweltbelastungen durch auf fossilen Brennstoffen basierenden Wärmekraftwerken, insbesondere bei (...) Kohle und Erdöl mit hohem Schwefelgehalt23, was auf die DDR-Braunkohle zutraf.
Insgesamt drängt sich beim Vergleich der beiden Versionen der Eindruck auf, als habe Cibulka quasi als Preis für die Streichungen hinsichtlich der Tabus bezüglich der Atomkraftwerke eine Offenheit ausgehandelt, die ihm fast alle anderen Umweltthemen anzusprechen erlaubte. So gibt es in der Buchfassung einige Passagen, die deutlich schärfer klingen als die in der NDL-Version, wie beispielsweise diese: Der Doktor hat uns gestern einen Fisch gezeigt, den man unweit von Zudar gefangen hat. Seine Rückenflosse war verkrüppelt, an der Bauchseite hatte er ein Karzinom.24
Im Rahmen eines ausholenden Berichtes über den katastrophalen Zustand der Weltmeere gelangt er zu den Binnengewässern, deren Thematisierung wieder wie eine Anspielung an die Kunert-Girnus-Debatte über die Symmetrie der Umweltkrise in Ost und West klingt:
Haben wir vergessen, daß auch die Flüsse und Seen atmen und leben? Aber ihre Wasser riechen schon lange nicht mehr nach Wasser, ich kenne Flüsse, die stinken wie eine Abdeckerei; der Zürichsee, der Balaton, aber auch der Tegernsee sind lange schon tot oder am Sterben. Wer heute auf die Selbstreinigung der Gewässer hofft, ist ein Narr.25
Veröffentlichungsverbot von Umweltdaten in der DDR
Am 16. November 1982 reagierte die DDR-Regierung wie gewohnt restriktiv auf die Umweltdiskussion: Umweltdaten unterlagen von nun an der Geheimhaltung. Lia Pirskawetz schildert die Zusammenhänge retrospektiv folgendermaßen:
1982 erließ der Ministerrat ein Gesetz zur Umweltdatengeheimhaltung. Der Wortlaut selbst blieb geheim und wurde - wie alles Geheimnisvolle - von den Entscheidungsträgern mehr gefürchtet als notwendig. Deshalb würgten sie vorsichtshalber ab, was bei genauer Betrachtung der Paragraphen gar nicht gemeint war. Das Gesetz bezog sich ausschließlich auf wissenschaftliche Daten. So konnte es auch kommen, daß sich ein Funktionär im Umwelterziehungsbereich als Oberzensor etablierte. (...) Nicht alle Ministerien ließen sich seine Dreinrederei gefallen. Auf Grund von Schriftstellerprotesten in Berlin, (...) gab Klaus Höpcke namens seines Kulturministeriums das Versprechen ab, daß kein Werk aus seinem Kompetenzbereich diesem Zensor vorgelegt werden solle.26
Der Dormagener Störfall
Ganz im Sinne der post-desaster-Literatur beschreibt der bundesdeutsche Autor Klas Ewert Everwyn in Der Dormagener Störfall von 199627 einen Störfall im Bayer-Werk, der den gesamten linken Niederrhein auf Jahrhunderte verwüstet und nun aus einer fernen Zukunft anhand von aufgefundenen Dokumenten rekonstruiert wird.
Der Prozeß, den das Bayer-Werk gegen den Autor angestrengt hatte, um die Veröffentlichung des Romans zu verhindern, endete im April 1983 mit einem Vergleich, der den Autor verpflichtete, folgende Erklärung auf der inneren Titelseite oder dem Frontblatt des Druckwerks anzubringen:
Mit diesem Buch habe ich mein Unbehagen gegenüber der Chemie ausdrücken wollen. Da es sich um ein Auftragswerk der Stadt Dormagen handelt, war es für mich zwingend, das dort ansässige große Chemiewerk für meine Legende heranzuholen. Ich will weder das Werk noch seine Menschen diffamieren. Die Wiedergabe von Vorgängen aus der Vergangenheit erhebt keine Anspruch auf Richtigkeit und dokumentarische Genauigkeit und soll insbesondere nicht bedeuten, daß die angenommenen Störfälle von 1984 und 1996 sich zwangsläufig aus dem gegenwärtigen Stand der Produktionsabläufe entwickeln müssen. Ich habe nach Erscheinen der ersten Auflage des Buches erkennen müssen, daß ich ohne Absicht Empfindlichkeiten der Werksangehörigen getroffen habe. Aus diesem Grund ist es mir nicht schwer gefallen, in den weiteren Auflagen den Namen Bayer durch den Begriff das Werk zu ersetzen.28
Der Bezug auf das ortsansässige Chemiewerk ist so oder so eindeutig. Bemerkenswert - wenn auch nicht überraschend - ist der Umstand, daß der Konzern versuchte, die Veröffentlichung des Textes zu unterbinden.
Bei Hamburg leichter Niederschlag
1982, also drei Jahre nach dem Reaktorunglück in Harrisburg, erschien Bei Hamburg leichter Niederschlag29 von Heinz Knappe. Der Text erzählt von einem fiktiven, durch ein Kind unbeabsichtigt ausgelösten Störfall in einem Kernkraftwerk bei Hamburg.
Das Windrad
Peter Härtlings Roman Das Windrad, in dem ein Künstler und Erfinder ein Windrad errichten möchte und dabei in Konflikt mit lokalen Behörden und dem Staatsapparat gerät, atmet den Zeitgeist der frühen Auseinandersetzungen um die Energiegewinnung. Doch geht es hier nicht um die Bürgerinitiative, die gegen AKWs protestiert, sondern es ist der Staat, der dezentrale alternative Energiegewinnung zu verhindern sucht. Gleichzeitig wird auch deutlich, in welchem Maße diese Auseinandersetzung Symbolwert besitzt und innerfiktional von vielen als Projektionsfläche für ihre eigenen Träume, Ziele, Wünsche und Utopien genutzt wird:
Aus allen Windrichtungen kamen Junge und Alte, jeder hatte auf seine Weise das Ausrufezeichen Kannabichs verstanden als eines, das die Vergangenheit als bessere Zukunft ausruft, oder als eines, das sich vor der Gegenwart nicht fürchtet, aber auf eine menschenfreundlichere Zukunft weist. Oder als eines, das sich erst einmal gegen alles wendet, gegen die Technik, die Macht der Großen und der Bürokraten, gegen die massenmordenden Waffen - ein Ausrufezeichen, das sie von Plakaten und aus Flugblättern kannten. In Kannabichs Vorstellung glich sein Bauwerk jedoch eher einem Leuchtturm über einer Gegend, in der der Mensch zögernd, sich prüfend, bei sich bleibend, von neuem zu existieren beginnt. (...) Vielleicht übertrug sich die Hoffnung auf eine menschenfreundlichere Zukunft wie ein Virus, vielleicht leuchtete das Windrad als Symbol ein (...).30
Es geht bei diesem Protest für das Windrad um mehr als nur die Erhaltung einer dezentralen Einrichtung zur Gewinnung regenerativer Energie, nämlich um die Erhaltung der Zukunft, den Widerstand gegen den selbstmörderischen Kurs der Menschheit:
Es sind doch die, die euch tüchtigen Selbstmördern in die Arme fallen, die euch und euren Kindern ein Fortleben wünschen, die nicht unter einem vergifteten Himmel ersticken, auf einer verödeten Erde verkommen wollen.31
Die Windmetapher umfaßt im Roman mehrere Ebenen: Neben der Frage der Energiegewinnung geht es auch um eine Neuorientierung der Lebens - des einzelnen als auch der Gesellschaft -, um neue Entwürfe und um den Mut, alte Gewohnheiten zu verlassen und neue Wege zu gehen, sich vom Wind tragen lassen. Die Ikarus-Figur erhält fiktionsintern eine neue Lesart: Nicht die Sonne hatte ihm die Schwingen verbrannt, sondern die Erde hatte ihn zurückgeholt.32 Wer sich vom Wind tragen läßt, so könnte man die Passage lesen, kommt dadurch vielleicht der Erde näher. Oder: Wer auf Windkraft setzt, kann die verlorene Harmonie mit der Natur vielleicht wiederherstellen.
Amanda
Als zweiten Band ihrer geplanten Trilogie legte die DDR-Schriftstellerin Irmtraud Morgner 1983 Amanda. Ein Hexenroman vor. Die handlungstragende Problematik stellt eine Gemengelage aus feministischen, friedensbewegten und ökologischen Aspekten dar, so daß nicht von einem reinen Umweltroman gesprochen werden kann. Die Betonung der ökologischen Zusammenhänge im Text rechtfertigt jedoch unbedingt seine Erwähnung im vorliegenden Kontext.
(...) daß mich der Anblick des Mittelmeeres aus großer Höhe schon in Verzweiflung stürzte. Seine Ufer von Betonbauten entstellt. Seine Orte mit buntem Blech vollgestopft. Mein scharfes Auge, das Wassern auf den Grund sehen konnte, mußte erkennen, daß die Meeresfauna in großen Regionen verkümmert oder verschwunden war. Versteppter Meeresgrund. Schlammwüste, wo früher Fischschwärme zwischen den bizarren Gebilden der Korallen, Fächeralgen und Medusen wimmelten. Die Fischer klagten, daß sie schon oft ohne Fang zurückkehrten. Und sie machten die Abwässer der etwa dreihundert Millionen Menschen - direkt oder über Flüsse in die See geleitet - für das Sterben des Mittelmeeres verantwortlich. Auch den enormen Schiffsverkehr, die Urlaubermassen und die Tanker, die ihre Laderäume mit Meerwasser spülten. (...) Und was dem Mittelmeer jetzt geschähe, würde bald auch den Ozeanen passieren, wenn die Menschheit ihre Reichtümer nicht bald weltweit verantwortungsvollen Regierungen anvertraue (...)33
In einem großen Entwurf setzt Morgner antike (in ihrer klassischen und romantischen Bearbeitung) und germanische Mythen sowie biblische Stoffe einander gegenüber, läßt Faust, Prometheus, Pandora, Venus, Gaja, Sirenen, Adam, Lilith, Hexen und Teufel als Einbruch des Wunderbaren in Anspielungen und Bezügen auf Goethe, E.T.A. Hoffmann, Heine und H. Bosch in den Alltag der DDR einfallen und die Geschichte(n) aus Frauensicht schreiben. In Anspielung auf die 11. Feuerbach-These von Marx eröffnet eine Hexe im Text ihre Rede mit den Worten: Die Philosophen haben die Welt bisher nur männlich interpretiert. Es kommt aber darauf an, sie auch weiblich zu interpretieren, um sie menschlich verändern zu können.34 In diesem Sinne postuliert auch Arke, eine Gajatochter:
Nur wenn die Männer und die von Männern geführten progressiven Regierungen erkennen, daß sie die Probleme der Weltpolitik und der Ökologie und ihre eigenen ohne gewisse Fähigkeiten und Tugenden der Frauen nicht bewältigen und entsprechend handeln, kann der Planet gerettet werden.35
Bergersdorf ist überall
In seinem Roman Bergersdorf ist überall36 erzählt Wolfgang Kammer die Geschichte eines Arbeiters, der einen Umweltskandal in seiner Firma aufdeckt und deswegen seinen Arbeitsplatz verliert. Der Titel spielt deutlich auf Seveso ist überall an, was der Autor in einem Nachwort expliziert, indem er darauf hinweist, daß zur Zeit der Beendigung des Manuskripts in Europa fieberhaft nach den 41 verschwundenen Fässern mit dem Seveso-Gift gefahndet werde. Die Fässer tauchten am 19.5.1983 auf einem alten Schlachthof in Frankreich auf und wurden nach offiziellen Angaben von Ciba-Geigy ordnungsgemäß vernichtet, möglicherweise jedoch stattdessen (gegen Devisen) auf die Sondermülldeponie Schönberg (DDR) verbracht.37
Wo die grünen Ameisen träumen
Werner Herzogs Film Wo die grünen Ameisen träumen, der auch als Filmerzählung vorliegt, spielt in Australien und handelt von den Auseinandersetzungen zwischen einer Mining-Company und australischen Ureinwohnern, denen einer der Orte, an denen die Firma Tests durchführt, heilig ist:
Was würden Sie sagen, wenn wir mit Bulldozern und Preßlufthämmern in Rom in die Peterskirche kämen und anfingen zu graben? (...) Wir besitzen das Land nicht, das Land besitzt uns. (...) Unser eigenes Spiritland liegt weiter im Norden, aber dennoch ist die ganze Erde eine Mutter, es ist ein einziger großer Körper, und wir sind Teil davon. 38
Die Aborigines werden in Herzogs Filmerzählung keinesfalls als Umweltengel (Bargatzky) dargestellt, doch relativiert ihr Blick auf die Industriegesellschaften das hiesige Naturverhältnis und entlarvt es als ein entfremdetes und ausbeuterisches.
Der Kirschbaum
Die Novelle Der Kirschbaum des sorbischen Schriftstellers Jurij Koch erschien 1984 in der DDR und schildert den Kampf zwischen Mensch und Natur symbolisch als Eroberung der Liebe einer traditionsgebundenen sorbischen Bäuerin durch einen Techniker. Letzten Endes erliegt der Techniker der Tatsache, daß er die Wünsche und Gefühle seiner Gattin nie angemessen berücksichtigt hat. In dieser gleichnishaften Erzählung stehen sich einerseits Weiblichkeit, Land, Erde, Mutterboden, (sorbische) Tradition und andererseits Technik, Geschwindigkeitsrausch, Eroberungswille, Brutalität, Rücksichtslosigkeit, Egozentrik diametral gegenüber.39
Greenpeace und die Schornsteine
Die Umweltorganisation Greenpeace, die immer mehr zum Vorreiter der Umweltbewegung wird, startet ihre Aktion gegen den sauren Regen im April 1984 mit parallelen Schornsteinbesetzungen in Belgien, der BRD, Dänemark, Großbritannien, Frankreich, den Niederlanden, Österreich und der Tschechoslowakei. Im August erklommen die Greenpeacer am Kohlekraftwerk Buschhaus den höchsten Abgasschlot Europas (307 m). Die Klettertechnik lernten die Hamburger von der bayrischen Biologiestudentin Barbara Fruth. Durch die Medienwirksamkeit solcher Aktionen wurde das Bild der schornsteinkletternden Frauen40 etabliert, das später wiederholt in umweltorientierter fiktionaler Literatur zu finden sein wird.
Bhopal
1984 ereignete sich in der indischen Stadt Bhopal im Bundesstaat Madhya Pradesh ein Giftgasunglück in einer Pestizidfabrik der US-amerikanischen Union Carbide, bei dem es nach der Freisetzung von Methylisocyanat, Phosgen und Nitrosegasen mehrere tausend Tote und mehrere zehntausend Schwerverletzte gab. Die durch Seveso sensibilisierte Öffentlichkeit realisierte dadurch noch einmal mehr die mit der chemischen Industrie verbundenen Gefahrenpotentiale.
Boehringer und Dioxin
Das Pestizide produzierende Boehringer-Werk in Hamburg-Moorfleet, das bereits 1981 Schauplatz der ersten Schornsteinbesteigung der Greenpeacer alias Friedemann Grün war, mußte 1984 aufgrund behördlicher Auflagen schließen, da es in den 30 Produktionsjahren schwere Gesundheits- und Umweltschäden durch Dioxine verursacht hatte. Sowohl auf Mülldeponien, im Moorfleeter Kanal als auch auf dem Werksgelände waren Dioxinkonzentrationen bis zu Werten gefunden worden, die denen in der B-Zone in Seveso vergleichbar waren. Im Korridor der Hauptwindrichtung des Boehringer-Werkes trat eine Häufung schwerer spezifischer Kindesmißbildungen auf, über die das Fernsehmagazin Monitor im Frühjahr 1984 berichtet hatte. So konstatierten die Autoren des Buches Dioxin - die chemische Zeitbombe vermutlich zu recht: In der bundesdeutschen Öffentlichkeit sind Sevesogift und Boehringer 1984 zum Synonym geworden.41
Gleichzeitig mehrten sich in den frühen Achtzigern warnende Hinweise auf Dioxinrückstände in der Muttermilch.
Moos
Über das erste literarische Buch von Klaus Modick42 schrieb Michael Schweizer in der taz: Schon die stille Novelle Moos (...) war radikaler, als Greenpeace jemals sein kann.43 Moos ist die Geschichte eines Botanikers, der sich in die Abgeschiedenheit eines Ferienhauses auf dem Lande zurückzieht und über das wissenschaftliche Naturverständnis und dessen selbstauferlegte Anästhesierung reflektiert. In der Verwobenheit von individueller und kollektiver Biographie, Reflexionen über Evolution und Pflanzenmythologie (Philemon und Baucis etc.) beschreibt die Erzählung in ihrer Struktur ökologische Kreisläufe - bis zu ihrem Endpunkt: dem Tod des alten Mannes, der auch als Verwandlung in bzw. Vereinigung mit dem Moos gelesen werden kann.
Das Leben braucht ständig Rückgriffe, verweigert sich aber dem Rückschritt, auch wenn es ihn häufig simuliert. Sowenig die Regression des Mooses ein wirklicher Rückschritt ist, sowenig wird der Greis, der kindisch denkt, wieder zum Kind, sowenig der Wissenschaftler, über dessen Denken Bilder wachsen, zum Maler, oder, wenn seine Begriffe von einer Art Poesie angegriffen werden, zum Dichter.44
Die Novelle steht im Kontext der Diskussion um ein anderes Naturverständnis als Grundlage für eine alternative Naturwissenschaft und Technologie, innerhalb derer in den frühen achtziger Jahren häufig auf Konzepte der romantischen Naturphilosophie und insbesondere auf Goethes naturwissenschaftliche Studien zurückgegriffen wurde.
Moos wird im Kapitel Pflanzenmetamorphosen und die Metamorphose der Pflanzen ausführlich besprochen.
Verkrampfter Umgang mit dem Waldsterben
Die DDR-Behörden taten unterdessen manches, um das Waldsterben nicht so augenfällig werden zu lassen. So berichtet Goodbody, daß die Behörden die geschwächten Bäume sogar mit dem im Westen längst verbotenen DDT behandelten: A bizarre effort to save pine trees weakened by pests in 1984 even involved spraying them with DDT (banned in the West since 1972).45
So konnte in der DDR bereits das Ausstellen entnadelter Bäume als kriminelle Aktivität geahndet werden. Goodbody berichtet, daß in October 1983 three students were arrested for exhibiting dying trees from the Erzgebirge in a church in Potsdam.46
You cant sink a rainbow!
Am 10. Juli 1985 brachte ein Taucher im Hafen von Auckland zwei Sprengladungen am Greenpeace-Schiff Rainbow Warrior an. Die Explosion versenkte das Schiff, der 32jährige Photograph Fernando Pereira kam dabei ums Leben. Es häuften sich Vermutungen, daß der französische Geheimdienst hinter diesem Sprengstoffanschlag stand, da Greenpeace den Staatspräsidenten Mitterand informiert hatte, als nächstes mit diesem Schiff eine Protestfahrt gegen die Atomtests auf Mururoa zu unternehmen.
Der spätere Untersuchungsbericht sprach zwar die französische Regierung von jeglicher Beteiligung frei, mußte aber
die Verwicklung des französischen Geheimdienstchefs Pierre Lacoste und des Direktors des französischen Nuklearforschungszentrums im Pazifik Admiral Henri Fages in die Aktion eingestehen.47
Eine internationale Schiedskommission sprach Greenpeace insgesamt über 8 Millionen Dollar Schadensersatz zu.
Die Abholzung
Der Liedermacher und Schriftsteller Franz-Josef Degenhardt veröffentlichte 1985 den Roman Die Abholzung48, der vom Widerstand einer Bürgerinitiative gegen die Abholzung eines Waldstückes handelt. Degenhardt schildert den Zeitgeist der Bürgerinitiativbewegung (als fiktiven Bericht aus einer fernen Zukunft, in der vorindustrielle Produktion und Müßiggang paradiesisch vereint sind) recht treffend: der BI gehören Angehörige aller Generationen und politischen Spektren an; Hausfrauen, Alternative und Deutschtümelnde ziehen an einem Strang, wenn durch eine Abholzung die Bäume in ihrem Lebensumfeld einem Autobahnzubringer weichen sollen.
Außergewöhnlich wird diese Schilderung durch die rätselhafte Person Mando, deren Herkunft (von einem anderen Stern? aus der nächsten Nervenheilanstalt?) im Ungewissen bleibt. Mando scheint mit übernatürlichen Fähigkeiten ausgestattet zu sein, vermag aber eigentlich nur, im Gegensatz zu den anderen, die von der Natur entfremdet und ihrer eigenen Situation gegenüber betriebsblind sind, die Sprache der Natur, die Signale der Natur sowie die Zeichen der Zeit zu lesen.
Wieder fiel es ihm schwer zu glauben, daß niemand bemerkte, was wirklich vorging, was in der Luft lag, schon mit den Händen zu fassen war. (...) Aber warum versuchte man noch, ein kleines Stück Erde zu pflegen (...) oder ein Waldstück noch vor der Abholzung zu bewahren (...) und Kinder zu kriegen? (...) Woran lag es, daß die Aktivitäten der Menschen hier in eine Richtung strömten, von wo aus das fürchterliche Ende von allen und allem nicht mehr aufzuhalten war? Sie hatten doch in den vorausgegangenen Dekaden Erfahrungen gemacht. (...) man hatte ihnen doch überall Warnzeichen aufgestellt. Wo lag der Fehler?49
Der stille Grund
Steffen Peltsch beschreibt Der stille Grund von Lia Pirskawetz als das engagierteste Buch zum Ökologiethema, das in DDR-Zeiten auf den knappen Markt kam.50
Eine Zeitreise führt die Protagonistin Carola Witt aus der Gegenwart um 100 Jahre zurück in die Zeit, als die Industrialisierung in den Ballungsräumen bereits zu wahrnehmbaren Umweltschäden geführt hat.
Die Wupper in Elberfeld is grün, rut und blau. Am Rhein quoalm die Eisenboahn glei an beeden Ufern zängstnunger. Die Mosel hat nu o ane Toalbahn. Vun dan Steinbrüchen an der Elbe wummer goar ni arscht redn. Die Barge warn mit Wirtschoaften verunziert, Seen und Teiche ausgetrocknet, Moore imgeackert, die Lüneburger Heide uffgeforscht, die Weiden verkoppelt, die Waldränder grodegehoackt, Tiere und Pflanzn ausgerutt und die kleen Stadl vun Mietskoasern ardrückt.51
Dabei begegnet sie u.a. den Vätern des Naturschutzes, Rudorff und Conwentz, und kann in Gesprächen die Entwicklung der ersten Gedanken zur Naturdenkmalpflege mitverfolgen.52 Carola stellt heraus, daß ökologische und sozialistische Interessen sich nicht unbedingt ausschließen müssen: Ob man die Massen mit einer roten Fahne führt oder einem naturfarbenen Gewand, ist doch wohl nur eine Frage der Mittel. Könnte es nicht aber sein, wir meinen das gleiche Ziel?53
In einem Aufsatz von Pirskawetz in der Zeitschrift Neue Deutsche Literatur vom November 1989 findet sich eine parallele Passage:
Jeder Grüne, egal, ob er sozialistisch, ob er konservativ motiviert ist, arbeitet auf eine Umpolung von Lebensbedrohung zu Lebenssicherung hin. Deswegen sehe ich in ihm einen potentiellen Verbündeten. Und ich halte es für höchste Zeit, daß wir Berührungsängste vor den grünen Parteien ablegen. Auch in Westeuropa wird sich mit seiner Vereinigung der Märkte der Kampf der roten und grünen Parteien verstärken. Das Kapital schafft sich internationale Ellbogenfreiheit auch zwecks Umweltausbeutung; dagegen hilft nur eins: daß sich die Umweltschützer international verbünden.54
Zu Beginn des Romans werden ironisch die modeabhängigen Konsumgewohnheiten, die der Legitimierung der chemische Industrie - wie bspw. in Bitterfeld - dienen, beschrieben:
Wenigstens riecht es wieder nach Gegenwart und Neuzeit. Meine Haut riecht wieder nach Seife mit Apfelduft und mein Kopfkissen nach Weichweißspüler mit Apfelduft. (...) Auf, auf, Mädchen! Den Leib in Apfelbadeschaum gehüllt, das Haupt mit Apfelshampoon (sic!) besprayt und geduscht, was Großmuttls Boiler hergibt.55
Tschernobyl: Katastrophaler Unfall56
Im April 1986 geschah in Tschernobyl in der Ukraine das Reaktorunglück, dessen verstrahlte Wolke auch Mitteleuropa erreichte. Der Schock ging tief, zum einen aufgrund der Tatsache, daß die Strahlenbelastung in Deutschland sehr hoch war, zum anderen durch die Beschwichtigungspolitik der Bundesregierung. Das hatte ein erhebliches Anwachsen des kritischen Potentials in der Bevölkerung bezüglich der Atomenergie und sonstiger Umweltgefahren zur Folge, die nun als deutlich realer empfunden wurden. So trug Tschernobyl in extrem hohen Maße zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit für Umweltfragen bei.
Im selben Jahr erreichten die Auseinandersetzungen zwischen Polizisten und Demonstranten in Wackersdorf, wo der Bau einer Wiederaufbereitungsanlage geplant war, ihren Höhepunkt.
Rheinalarm
Der November 1986 war von diversen Rheinverschmutzungen durch die Schweizer Firmen Sandoz und Ciba-Geigy bestimmt.
Zurück zur Natur?
1986 erschien in der DDR das Sachbuch Zurück zur Natur? von Marianne und Ernst Paul Dörfler, das - hinsichtlich der dortigen Informationspolitik - erstaunlich offen die Umweltgefahren thematisiert und die ökologischen Fragen als genauso dringlich wie die Friedensproblematik herausstellt.
Ist es angesichts solcher Visionen (gemeint sind Atomkriegsszenarien, S.J.) nicht lächerlich, sich um den Erhalt einiger Quadratkilometer tropischen Regenwaldes zu sorgen? Sind wir nicht verpflichtet, alle Kräfte nur dafür aufzubringen, einen drohenden Krieg abzuwenden? Ein Krieg vernichtet Leben auf einen Schlag, grausam, radikal, für jeden sichtbar. Umweltzerstörung geht leise vor sich. Langsam sterben die Bäume, der schleichende Artentod kennt keine Schreie. (...) Der Erhalt des Friedens und die Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen bilden eine Einheit.57
Im Zuge der Beschreibung technischer Versuche der Schadensbegrenzung angesichts der durch die Schadstoffbelastung der Luft verursachten Baumschäden verweisen Dörfler und Dörfler auch auf die Gesundheitsschäden unter der Bevölkerung und die Schäden an Kulturdenkmälern.
Rauchhärtere Bäume züchten zu können rückt in greifbare Nähe, ist zum Teil schon tägliche Praxis. Reicht dieser Erfolg aus? (...) Berücksichtigen wir, daß in unmittelbarer Nähe der Verschmutzungsquellen Menschen leben, die an chronischer Bronchitis früher und häufiger erkranken als in Gebieten mit sauberer Luft? Denken wir an schnell rostende Brücken, Fahrzeuge und andere Konstruktionen, nicht zuletzt auch an unersetzliche historische Bauten, die Zeugen vergangener Kunst und Kultur, die unter Säureeinwirkung während der letzten 30 Jahre intensiver alterten als in dem Zeitraum mehrerer 100, ja 1000 Jahre zuvor?58
Umweltblätter
Gleichfalls 1986 wurde die Zeitschrift Umweltblätter der Umwelt-Bibliothek Berlin gegründet. Da sie keine Druckgenehmigung hatte, nutzte sie die Sonderdruckgenehmigung der Evangelischen Kirche der DDR.
In einem Bericht der Zentralen Auswertungs- und Informationsgruppe (ZIAG) des Ministeriums für Staatssicherheit heißt es in dem (für Außenstehende) grotesk klingenden Stil:
Die in den Ökologiegruppen agierenden feindlichen, oppositionellen Kräfte sind bestrebt, insbesondere in ihrer Gesamtheit bzw. bezogen auf exemplarische Einzelbeispiele die DDR diskriminierende Daten über Umweltprobleme und -schäden zu sammeln, auszuwerten und öffentlich zu propagieren. Dazu werden eine Reihe nicht genehmigter periodischer Schriften (u.a. Umweltblätter) und sogen. Umweltdokumentationen (Pechblende - zum Uranbergbau in der DDR) sowie die Kirchen und kirchliche Veranstaltungen für thematische Ausstellungen über Umweltbelastungen, -verstöße und -schäden genutzt. Erste Hinweise liegen vor über die Verwendung von Videotechnik (Videofilm Bitteres aus Bitterfeld).59
Im November 1987 fand in den Räumen der Umweltbibliothek eine Razzia statt, in deren Folge sieben Personen verhaftet wurden, die gerade die Umweltblätter druckten.
Unter dem Druck einer DDR-weiten Solidaritätsbewegung mußten die Verhafteten (...) einige Tage später wieder freigelassen werden und die Verfahren eingestellt werden - ein klarer Sieg der Opposition.60
Ab 1988 war es den Umweltbibliothekaren möglich, die Wachsmatrizen zur Vervielfältigung von Samisdat-Schriften per Computer zu beschreiben und auf eigenen Abzugsgeräten zu vervielfältigen; letztere hatten die grünen Bundestagsabgeordneten Wilhelm Knabe und Caritas Hensel unter Nutzung ihrer Immunität nach Ostberlin gebracht.61
Die Rättin
Die Hauptlinie der Dystopie in Günter Grass Roman Die Rättin62 richtet sich auf den möglichen Weltuntergang qua Atomkrieg, den dann als einzige die Ratten überleben würden. In weiteren Erzählsträngen geht es jedoch deutlich um genuin ökologische Belange: Das Waldsterben, Umkippen der Ostsee sowie die Gefahren der Gentechnologie werden in der Grassschen Mischung aus beißender Ironie und spielerischem Umgang mit den Erzählelementen präsentiert.
Der Strang um die Eutrophierung der Ostsee erzählt von einer Forschungsgruppe - in bester grün-alternativer Tradition - strickender Frauen auf einem Schiff, die Gewässerproben ziehen und Quallen untersuchen wollen, später bei der Befreiung von genmanipulierten Labortieren mitwirken und die sagenhafte versunkene Stadt Vineta63 suchen. Der Ich-Erzähler berichtet von den vielen Absagen der angemeldeten Frauen, um zu erklären, warum die Besatzung der Neuen Ilsebill nicht zahlreicher war,
denn überall (...) waren streitbare Frauen gefragt, die in Luxemburg gegen Dioxin in der Muttermilch kämpften, auf der Insel Stromboli das rabiate Leerfischen des Mittelmeeres beklagten, im Schwarzwald das Waldsterben thematisierten und an beiden Ufern der Unterelbe die Ballung von Atomkraftwerken anprangerten. Redegewandt und niemals um Gutachten und Gegengutachten verlegen, stritten sie kenntnisreich und wurden sogar von Männern als vorbildlich gepriesen. Niemand konnte ihre Fakten widerlegen. Sie hatten immer das letzte Wort. Und dennoch war ihr in Wörtern erfolgreicher Kampf vergeblich; denn die Wälder hörten nicht auf zu sterben, weiterhin sickerte Gift, niemand wußte wohin mit dem Müll, und dem Mittelmeer wurden mit zu engen Netzen die letzten Fische abgefangen. Es sah aus, als werde einzig das Stricken der Frauen zu Faden schlagen...64
Die Dialoge auf dem Forschungsschiff spielten sich wie folgt ab:
Wann werdet ihr endlich begreifen, daß die Ostsee eines Tages umkippen wird. Nicht nur in Tiefen unter dreißig Metern. Nein! Insgesamt stinkend, tot. Aber einundachtzig war ja die Kieler Bucht so gut wie umgekippt. Im Jahr drauf (...) lebte sie wieder. (...) Solche Schwankungen liegen außer menschlichem Einfluß. Die Tendenz zeigt Umkippen an!65
Die Erzähllinie um das Waldsterben bindet, was typisch für die zweite Hälfte der achtziger Jahre werden sollte, das Waldsterben an den Grimmschen Märchenwald. Wen kümmern die falschen Fuffziger (die zwei deutschen Staaten, S.J.), wenn augenblicklich der Wald verreckt und mit ihm die Märchen draufgehen.66 In einer fiktiven Videoproduktion von Oskar Matzerath, der sich zum Medienmogul gemausert hat, werden die Märchenfiguren zu Dokumentatoren des Waldsterbens.
Mit dem Untertitel Die Triebe täuschen. Panik ist in den Bäumen! weisen die Sieben Zwerge an todkrankem Geäst Angsttriebe und Scheinblüten nach. Auf Knopfdruck bestätigt der Zauberspiegel Tatsachen. Zum Stummfilmuntertitel der Bösen Stiefmutter Spieglein, Spieglein an der Wand, wo stirbt der Wald im deutschen Land?, sieht man Bilder aus dem Fichtelgebirge, dem Bayrischen Wald, dem Schwarzwald, aus dem Spessart, dem Solling und Thüringer Wald. Windbrüche, kahle Westhänge, stürzende Bäume, Baumleichen, Borkenkäfer. Nun nicht mehr auf die Hexe fixiert, will Rübezahl das Riesengebirge sehen: Da komm ich her! Worauf der Bildschirm weit und breit abgestorbene Bäume zeigt.67
427. Im Land der grünen Inseln
Die beiden Journalisten Claus-Peter Lieckfeld und Frank Wittchow erzählen in ihrem Roman 427. Im Land der grünen Inseln68 von Deutschland im Jahre 2009, in dem Gentechnologie, Computerkultur, Versteppung, Verelendung etc. zu einem kaum noch lebenswerten Umfeld geführt haben. Doch gibt es einige Öko-Oasen, grüne Inseln, in denen Wissenschaftler, religiöse Gruppen und andere Aussteiger ein ökologisch und sozial sinnvolles Miteinander etabliert haben. Die Beschreibung einer dieser utopischen Gesellschaften, der Freien Republik Kraichgau - in Anlehnung an die Freie Republik Wendland in Gorleben -, macht dieses Buch zu einem spannenden Ökotopia Deutschlands, auch wenn es bisher nicht den Bekanntheitsgrad seines kalifornischen Gegenstücks erlangt hat. In der Freien Republik Kraichgau wird alternatives Naturverständnis gelebt, allerdings mit deutlich religiösem Einschlag, was die Efeuchristen, die naturnah heilen und biologisch anbauen, ein wenig in die Nähe der Anthroposophen zu rücken scheint. Doch auch Wissenschaftler und Computerspezialisten sind und waren am Aufbau der Freien Republik beteiligt, die dadurch auch informationstechnisch gut abgesichert ist. Ein Spion, der hinter das Geheimnis der unknackbaren Paßwörter kommen soll und daher in den Kraichgau reist, mag den anderen Lebensstil genausowenig missen wie die gentechnisch manipulierte und dadurch unheilbar kranke Protagonistin, die als Journalistin eigentlich nur auf der Jagd nach einer Story in die Freie Republik gekommen war.
Eine ironische Anspielung auf das Waldsterben wie auf den Artenschwund bildet das von einem hochrangigen Journalisten betrübt zur Kenntnis genommene Automarkensterben.69
Daneben geschieht eine literarische Reminiszenz an die Schornsteinkletterinnen von Greenpeace: Der Spion sei in seinem früheren Leben, bevor er in Regierungskreise aufgestiegen war, selbst aktives Mitgleid der Ökologiebewegung gewesen. Bei seiner Kursänderung auf seine Karriere zu habe er eine Frau aufgegeben, die in ihrer Jugend auf Kaminschornsteine geklettert war, damit die aufhörten, Schwefel zu spucken.70
Innerfiktional wird die Frage, was denn die Bundesbürger in den neunziger Jahren davon abgehalten habe, sich für den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen einzusetzen, mit der These einer kollektiven Verdrängung beantwortet.
Nun wurde aber in den neunziger Jahren angesichts der sterbenden Wälder, der verschütteten Alpentäler, der Kloake Nordsee aus der individuellen Verdrängung eine kollektive. Dazu kam, daß die Summe der Umweltschreckensnachrichten bei ihren Konsumenten nur die Schmerzgrenze hochtrieb. Die kollektive Verdrängung hatte (...) nicht nur die Staatsbürger, sondern auch deren Repräsentanten erfaßt.71
Tapirkind und Sonnensohn
Wolfgang Schmidbauers Erzählung Tapirkind und Sonnensohn72 schildert den Kampf zwischen der industrialisierten und einer wildbeuterischen Lebenswelt, der dadurch brisant wird, daß er mit Unterstützung von Ethnologen geführt wird. Im südamerikanischen Regenwald versucht eine Gruppe der Yaqui-Indianer, den Bau einer Erschließungsstraße zu verhindern, als ein für sie heiliger Baum gefährdet ist. Der Gewalt der Waffen und Maschinen setzen die Indianer ihr Wissen um die Angst der Weißen vor unerklärlichen Phänomenen entgegen, die sie zu schüren und für sich zu nutzen wissen: Sie werden nicht an den Fluch der Yaqui glauben, weil solche Dinge nicht in ihr Bild der Welt passen. Aber sie werden anfangen, ihn zu fürchten.73
Störfall
Im Erzähltext Störfall74 von Christa Wolf beschreibt die Ich-Erzählerin ihre Gedanken, Gefühle, Eindrücke, Reflexionen und Erlebnisse an dem Tag, als die Nachricht von dem Reaktorunglück und dem Ausbreiten der Radioaktivität bis Mitteleuropa in Deutschland bekannt wurde. Die Bedrohungen, die von der Strahlenwolke ausgehen, interferieren mit der Sorge um ihren Bruder, der sich an diesem Tag einer Hirnoperation unterzieht. Zitate von Brecht und Hermlin, Neuerzählungen des Faust-Stoffes, versteckte Anspielungen auf Cibulkas Swantow und direkte Bibel-Bezüge geben dem Text zwischen den Zeilen eine unerwartete Schärfe und Brisanz.
Störfall wird im Kapitel Die Oszillation der Semantik detailliert untersucht.
Der Flötenton
Gabriele Wohmanns Roman Der Flötenton thematisiert zwar ständig die Folgen des Reaktorunglücks, doch bilden diese kein handlungstragendes Element. Tschernobyl und die ausgelösten Ängste bilden ein beständiges Untergrundrauschen, das die Handlung begleitet. Dadurch spiegeln sie überzeugend das Lebensgefühl der Bundesbürger in diesem Sommer 1986 wieder, das von der Sorge um die gesundheitlichen Folgen für sich selbst und die Angehörigen bestimmt war.
Schweigen ist tödlich
In ihrem als Roman über die Umweltzerstörung untertitelten Text Schweigen ist tödlich greift Marianne Barainsky auf die Aktualität der Umweltthemen von Tschernobyl bis zur Rheinverschmutzung und sonstigen Unfällen in Chemiewerken zurück, um lebensschützerisch-rechtes Gedankengut unter dem Deckmantel der Ökologie zu tarnen.75
Gift
Über den Behörden- und Pressefilz samt zugehörigem Beziehungsklüngel in der Szene rund um den Boehringer-Dioxin-Skandal in Hamburg, der 1984 zur Schließung des Werkes führte, berichtet Wolf W. Thomsen in seinem witzigen und spannenden Roman Gift76.
Reinhard stützte das Kinn auf und sann: Aktuelles Thema - hmmm - Ökologie - Umweltschutz: Ökokrimi! Zum Beispiel: Techniker eines Chemiekonzerns verliebt sich in Alternativpädagogin und Bürgerinitiativenaktivistin. Was hältst du davon? Typisch. Aber ich warne dich: Hör auf! Du hast mir gerade versprochen, meinen Namen nicht zu erwähnen. Keine Angst. Du bekommst langes schwarzes Haar und erhältst den Namen Lisa. Den Techniker nennen wir ... Reinhard. Solide deutsche Namen. Und den Konzern: Gehringer, nein, zu nah: Gertinger. 77
Die Wolke
Gudrun Pausewang, die bereits in ihrem Buch Die letzten Kinder von Schewenborn eindringlich vor den Folgen eines atomaren Angriffs auf Deutschland gewarnt hatte, veröffentlicht ein Jahr nach der Katastrophe von Tschernobyl das Jugendbuch Die Wolke78, für das sie 1988 den deutschen Jugendliteraturpreis erhielt. Mit schonungsloser Offenheit schildert sie die Folgen eines SuperGAUs im Atomkraftwerk Grafenrheinfeld. In einem Interview zu den Vorwürfen von Kritikern befragt, sie setze ihre Leser Angstgefühlen und Schreckensvisionen aus, die sie nicht bewältigen können, antwortete sie:
Die jungen Leser meiner Atombücher werden ja nicht erst durch diese Lektüre mit der atomaren Gefahr konfrontiert. Auch junge Leute, die niemals meine Bücher gelesen haben, wissen um die Gefahren eines Atomkriegs oder einer Reaktorhavarie. Wollten die Erwachsenen den Jugendlichen Zukunftsängste ersparen, sollten sie die Realität ändern, nicht meine Bücher verdammen!79
Bekenntnisse eines Ökoterroristen
Ein literarisch eher unbedeutender Szene-Roman sind die Bekenntnisse eines Ökoterroristen aus dem Jahre 198880 von Tommy Z., zu dessen eindrucksvollsten Schilderungen die der Schlacht in Wackersdorf von Pfingsten 1986 gehört, als nach dem Tschernobyl-Schock der Widerstand gegen die Wiederaufbereitungsanlage seinen Höhepunkt fand und mit brutalen Einsätzen von Polizei und Bundesgrenzschutz beantwortet wurde.
X. Schriftstellerkongreß der DDR
Im November 1987 fand der X. Schriftstellerkongreß der DDR statt, der in vielerlei Hinsicht interessant war: In seiner Rede zur Eröffnung des Kongresses räumte Hermann Kant der Frage, ob es für das vielzitierte Gespräch über Bäume die rechte Zeit sei, Schlüsselfunktion ein.
Ob es die rechte Zeit sei, Gedichte oder andere Gespräche über Sternenaugen oder, nicht wahr, Bäume zu führen, ist eine Erkundigung, die wahrscheinlich einhergeht mit einer Geschichte der Literatur, aber im Deutschen dieses sozialistischen Landes ist sie, Wiederholung, eine Erkundigung mit Schlüsselcharakter.81
Am folgenden Tag stellte Jurij Koch die Bedeutung der ökologischen Frage in deutlicher Schärfe am Beispiel des Braunkohletagebaus heraus.
Beschädigung? Danach wird nicht gefragt (...) Danach frage ich hier und künftig, denn es gehört zur Ethik meines Berufes, die mir permanenten Zweifel auferlegt. (...) Der Neuaufschluß eines Tagebaus (...) wird als Sieg gefeiert (...) übergehend den landesweiten, wenn nicht kontinentalen, vielleicht sogar planetaren Schaden versetzter Berge und Hügel, verlegter Flüsse, verfüllter Senken des Urstromtals verschwundener Dörfer und angefressener Peripherien der Städte, der durch Staub und Schwefeldioxid verunreinigten Luft, des verlorenen nützlichen Bodens, übersehend die durcheinandergebrachten unterirdischen Gewässer, die eingeschränkte natürliche Vielfalt und ihre gefährliche Einfalt, denn die zerfaserten subtropischen Mammutbäume und Sumpfzypressen sind ans Licht gebracht und zu Licht gemacht.82
Dabei betont er unter Berufung auf ein Marx-Zitat die Notwendigkeit aller Maßnahmen, die neben denen zur Abwendung des drohenden Atomkrieges zur Abwendung der ökologischen Katastrophe zu ergreifen seien.
Wo ist die Grenze auf unserem Weg, an der wir sagen: Bis hierher und nicht weiter!? Denn selbst eine ganze Gesellschaft, ich zitiere Marx, eine Nation, ja selbst alle gleichzeitigen Gesellschaften zusammengenommen sind nicht Eigentümer der Erde. Sie sind nur ihre Besitzer, ihre Nutznießer, und haben sie als boni patres familias nachfolgenden Generationen verbessert zu hinterlassen. (...) Der Mensch hat die Kraft, (...) den apokalyptischen atomaren Untergang zu verhindern. Doch es wird der gleichen, wenn nicht noch einer größeren menschheitlichen Anstrengung bedürfen, um dem drohenden ökologischen Untergang zu begegnen.83
Angesichts des Verschweigens der Umweltproblematik in der DDR von offizieller Seite hatte ein solcher Beitrag auf dem Schriftstellerkongreß beträchtliche Signalwirkung.
Wegscheide
Wieder einmal war es Hanns Cibulka, der in einer fiktiven Tagebucherzählung hinsichtlich der ökologischen Situation in der DDR eminent deutlich wurde. Diesmal bilden der Thüringer Wald und das Waldsterben den thematischen Schwerpunkt der Erzählung.
Der Ich-Erzähler erwähnt den Brief eines Freundes, in dem dieser ihm berichtet habe, daß Städte und Gemeinden keine Meßdaten über Umweltbelastungen mehr veröffentlichten und selbst die GNU kaum noch Zugang zu den Daten habe. Dazu merkt er an:
Meßdaten sind keine militärischen Daten, keine geheime Verschlußsache. Der Mensch muß heute mehr denn je auf die Gefahren aufmerksam gemacht werden, die grenzüberschreitend durch die Luft, das Wasser, aber auch in der Nahrung auf ihn zukommen. Der Schwefeldioxidgehalt in den Zentren der europäischen Großstädte müßte an Meßsäulen genauso ablesbar sein wie in Tokio.84
Wie Dörfler bezieht auch er sich auf die Rede von der Notwendigkeit der Züchtung rauchhärterer Bäume und bringt dann, wie Dörfler in der oben zitierten Passage, die Rede auf die Menschen: Wir haben den Wäldern das Todesurteil gesprochen (...). Aber auch der Mensch zeigt seine ersten Nekrosen.85
Auf einem Spaziergang zeigt ein anderer Freund dem Ich-Erzähler die Auswirkungen des sauren Regens:
Sieh dir das einmal an, (...) die Verfärbungen an den Nadeln, scharf abgegrenzt, die Farben wechseln, graugrün, rotbraun, da und dort ein braunviolett, der gesamte Nadeljahrgang zeigt ernste Schäden. Die Immissionseinwirkungen nehmen zu, Schadstoffanreicherung in den Pflanzenteilen, so sagen die Fachleute. Auf Grund der Wasserbewegung innerhalb der Nadeln entstehen an den Spitzen die Nekrosen, ein paar Jahre später kommt der Zelltod.86
Neben dieser detaillierten Beschreibung der Symptome belegt er den Zustand der Wälder mit statistischen Angaben:
Wer heute noch glaubt, die Natur im Thüringer Wald befinde sich im Gleichgewicht, geht mit geschlossenen Augen durch die Landschaft: seit Jahren gibt es keine Heidelbeeren mehr, jeder siebente Baum hat Rauchschäden.87
Rilke aktualisierend umdeutend, schreibt er von der Existenz des Entsetzlichen in jedem Bestandteil der Luft.88 Möglicherweise anspielend auf den von Goodbody erwähnten Einsatz von DDT zum Schutz der Bäume durch die DDR-Behörden 1984 zitiert der Ich-Erzähler aus der Tagespresse:
Ende Juni und Anfang Juli werden über dem Thüringer Wald (...) Flugzeuge zu sehen sein, die auf 340 Hektar Pflanzenschutzmittel gegen die Fichtengespinstblattwespe sprühen. Die betroffenenen Waldgebiete müssen aus Gründen der Sicherheit für die Dauer dieser Bekämpfungsmaßnahmen und bis zu drei Tage danach gesperrt werden. Außerdem ist es für weitere sechzig Tage nicht gestattet, dort Beeren und Pilze zu sammeln.89
Killeralgen in der Nordsee
Im Juni 1988 machte das durch Killeralgen verursachte Fischesterben in der Nordsee Schlagzeilen. Als sich herausgestellt hatte, daß für die übermäßige Algenvermehrung Überdüngung, saurer Regen und vermutlich der Treibhaus-Effekt verantwortlich waren und ab Juli massenhaft Seehunde verendeten, demonstrierten Zehntausende am 24. Juli mit Menschenketten für eine saubere Nordsee. Dieses Beispiel verdeutlicht noch einmal, wie stark die Sorge um den Erhalt der Umwelt in den achtziger Jahren emotional besetzt war.
Der Mord an Chico Mendes
Zwei Tage vor Heiligabend 1988 wurde in Brasilien der Umweltschützer und Gewerkschafter Chico Mendes ermordet. Sein Tod war angekündigt, die Mörder waren Viehzüchter, deren Interessen sein Engagement für den Erhalt des Regenwaldes zuwiderlief. Er wurde dadurch zum Märtyrer des Waldes stilisiert, wie Hennek Löbbers in der Zeitschrift natur schrieb90. Der Brasilianer Marcio Souza fragt kritisch an, was denn das Getue um die Ökologie als typisch postindustrielle Erscheinung mit dem Bauernführer aus Acre zu tun habe.91 Die Mendes-Story wird in Romanen von Simmel (Im Frühling singt zum letztenmal die Lerche) und Konsalik (Das Regenwald-Komplott) verarbeitet.
Pechblende
Als Untergrund-Schrift über die Umweltbelastungen des Uranbergbaus der SDAG Wismut in der DDR veröffentlichte Michael Beleites 1988 seine Dokumentation mit dem Titel Pechblende. Die Stasi reagierte direkt auf diesen Tabubruch und befand:
Der politisch-operativ relevante Charakter der Schrift ergibt sich insbesondere aus ihrer Zielstellung, eine einseitig orientierte, mit den staatlichen Interessen kollidierende Umweltschutzdiskussion auszulösen...92
Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch
Michael Ende legte 1989 mit seinem Kinderbuch Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch eine Märchenerzählung vor, die das Märchenpersonal als Betroffene und Akteure der Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen ausweist. In einer phantasievollen und witzigen Szenerie schildert er die Union von Technologie (dem Zauberer Beelzebub Irrwitzer) und Kapital (seiner Tante, der Geldhexe Tyrannja Vamperl), die sich der Hölle gegenüber vertraglich verpflichtet haben,
bis zu jedem Jahresende, direkt oder indirekt, zehn Tierarten auszurotten, gleich ob Schmetterlinge, Fische oder Säugetiere, ferner fünf Flüsse zu vergiften, oder fünfmal ein und denselben Fluß, desweiteren mindestens zehntausend Bäume zum Absterben zu bringen und so weiter und so fort, bis hin zu den letzten Punkten: Jährlich mindestens eine neue Seuche in die Welt zu setzen, an der Menschen oder Tiere oder beide zugleich krepieren. Und letztens: Das Klima ihres Landes so zu manipulieren, daß die Jahreszeiten durcheinader geraten und entweder Dürreperioden oder Überschwemmungen entstehen.93
Der Hohe Rat der Tiere hat den beiden Spione ins Haus geschickt, die nun verhindern, daß am Silvesterabend die Erfüllung des höllischen Kontraktes noch gelingt.
Der Fall der Mauer
In Grass Rättin stellt der Ich-Erzähler die Frage, wen die deutschen Staaten kümmern, wenn augenblicklich der Wald verreckt. Seit 1989 gilt dieser Satz umgekehrt: Wen kümmert noch die Umwelt, wenn Deutschland sich wiedervereinigt (hat)? Abgesehen von den Ereignissen im Sommer 1995 um die Versenkung der Ölplattform Brent Spar und den französischen Atomtest auf Mururoa hat die Ökologie ihre Breitenwirkung verloren. Umweltpolitik ist eine Sache der Volksvertreter geworden, Greenpeace repräsentiert das Umweltgewissen der Nation, die Castor-Transporte mobilisieren zwar ab und an die Anti-Atom-Bewegung, aber Stichworte wie Öko-Steuer mobilisieren dagegen lediglich den Blick auf die Benzinpreise und in den Geldbeutel.
War in den achtziger Jahren, wie gesagt, das Thema Umwelt durch diverse Ereignisse emotional stark aufgeladen, änderte sich die Situation mit den Ereignissen in Berlin im November 1989 schlagartig, so daß man regelrecht davon sprechen kann, die ökologische Geschichte sei, was das öffentliche Interesse betrifft, von den Geschichten um Deutschland abgelöst worden.
Die symbolische Geschichte von der Öffnung der Mauer, vom europäischen und deutschen Zug, von der rasenden Fahrt des deutschen Autos zur Einheit, von den Warteschleifen des deutschen Flugzeugs durch die Turbulenzen und vom Warten auf den Aufschwung-Ost erweist sich als Musterfall einer politischen mythischen Geschichte. Diese Geschichte unterbrach und ersetzte bis auf weiteres die zuvor dominante (ökologische) mythische Geschichte vom Sterben des deutschen Waldes.94
Von daher ist die folgende Darstellung hauptsächlich nur noch ein Blick auf die Literatur. Themen wie Müll-Exporte, Ozonloch, Treibhauseffekt, Sommer-Smog und Gentechnologie sind in den neunziger Jahren zwar bekannt und jeweils für kurze Zeit auch diskursbestimmend, aber - verglichen mit Seveso, Harrisburg, dem Waldsterben, Tschernobyl, dem Seehundsterben in der Nordsee und dem Rheinalarm - ohne Signalwirkung.
Den umweltengagierten Schriftstellern in der Noch-DDR war es gelungen, eine Ausgabe der Zeitschrift Neue Deutsche Literatur ganz dem Thema Umwelt zu widmen: die Novemberausgabe. Am 19. Oktober hatten die TeilnehmerInnen der Brodowiner Gespräche eine Erklärung zum ökologischen Umbau unserer Gesellschaft mit den Forderungen nach ehrlicher Umweltinformation in allen Medien, Energiesparmaßnahmen, konsequentem Recycling, Orientierung an nachwachsenden Rohstoffen und regenerativen Energiequellen und qualitativem anstelle von quantitativem Wachstum verabschiedet, in der es u.a. hieß:
Vor uns steht die ökologische Umgestaltung der Industrie, Landwirtschaft, Verkehr und anderer Bereiche, bis hin zum Lebensstil. Zu entwickeln sind auch Umweltökonomie, politische Ökologie, Umweltrecht und Umweltmoral. Sich diesen Herausforderungen zu stellen, ist für den Sozialismus in der DDR eine Überlebensfrage ersten Ranges.95
Der desolate, um nicht zu sagen katastrophale ökologische Zustand der Fünf neuen Länder verbesserte sich in den darauffolgenden Jahren rapide, was jedoch eher an der Schließung vieler abgewickelter schadstoffemittierender Betriebe als an ökologischen Zielsetzungen lag.
1 Die Grünen. 10 bewegte Jahre, hrsg. v. Michael Schroeren, Wien 1990, S. 71.
2 Goodbody, Es stirbt das Land, a.a.O., S. 332
3 Behrens, Hermann; Benkert, Ulrike; Hopfmann, Jürgen; Maechler, Uwe: Wurzeln der Umweltbewegung. Die Gesellschaft für Natur und Umwelt (GNU) im Kulturbund der DDR, Marburg 1993, S. 52f.
4 Zauner, Georg: Die Enkel der Raketenbauer, München 1980
5 Maron, Monika: Flugasche, Frankfurt/M. 1981. Vgl. auch: Kane, Martin: Culpabilities of the Imagination. The Novels of Monika Maron, in: Literature on the Threshold. The German Novel in the 1980s, hrsg. v. Arthur Williams, Stuart Parkes, Roland Smith, New York 1990, S. 221-234; Kloetzner, Sylvia: Perspektivenwechsel. Ich-Verlust bei Monika Maron, in: Zwischen gestern und morgen. Schriftstellerinnen der DDR aus amerikanischer Sicht, hrsg. v. Ute Brandes, Berlin / Bern usw. 1992, S. 249-262; Lukens, Nancy: Gender and the Work Ethic in the Environmental Novels of Monika Maron and Lia Pirskawetz, in: Studies in GDR culture and society 8, Lanham 1988, S. 65-81
6 Maron, Flugasche, a.a.O., S. 32f.
7 Maron, Flugasche, a.a.O., S. 18
8 Maron, Flugasche, a.a.O., S. 34
9 Maron, Flugasche, S. 244
10 Brüggemeier, Tschernobyl, a.a.O., S. 223
11 Pabst, Eije: ... den Gedanken verbreiten, wie man sich wehren kann!, in: Zeit des Zornes. Warum wir für Greenpeace kämpfen. 12 Antworten, hrsg. v. Barbara Veit und Hans-Otto Wiebus, München 1987, S. 111-134, S. 128
12 Vgl. Knabe, Umweltkonflikte im Sozialismus, a.a.O., S. 277
13 Pirskawetz, Lia: Der Arbeitskreis Literatur um Welt, in: Literatur und Umwelt. Ein Beitrag zur geistig-kulturellen Vereinigung Deutschlands, hrsg. v. d. Katholischen Akademie Hamburg in Verbindung mit dem Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft, Hamburg 1994, S. 137-139, S. 137f.
14 Zitelmann, Arnulf: Nach dem großen Glitch, Weinheim und Basel 1981
15 Pirskawetz, Lia: Lehrbrief Literatur und Umwelt (Weiterbildendes Fernstudium Umwelt & Bildung der Universität Rostock), mit einem Beitrag von Sabine Jambon und Redeauszügen von Jost Hermand und Margarete Hannsmann, Rostock 1997, S. 52. Der einzige literarische Text, der - von einem Urankumpel verfaßt - in der DDR den Uranbergbau durch die SDAG Wismut thematisierte, ist der 1968 erschienene Roman Sankt Urban von Martin Viertel, der jedoch hinsichtlich der möglichen Gefahren durch das abgebaute Erz kritiklos und emphatisch der offiziellen Lesart folgt: der Beitrag zur Herstellung sowjetischer Atombomben sichere den Weltfrieden. Ich sage, unser Kampf ist eine Sache unserer Menschlichkeit. Wir werden Sonnenkräfte besitzen und es wird ein Segen sein. Wenn du unbedingt wissen willst, wo die Weltgeschichte anfängt: meinetwegen auf dem Sankt Urban (einem Schacht, S.J.) (...) oder in einem russischen Laboratorium. Dort fängt die Weltgeschichte an, und um deine drei Bäume kümmert sie sich einen Schmutz. (Viertel, Martin: Sankt Urban, Berlin 1968, S. 220. Den Hinweis auf diesen Roman verdanke ich Dr. Jan S. Lautenbach.)
16 Meines Wissens sprechen statische Gründe durchaus dafür, was aber literaturwissenschaftlich unerheblich ist.
17 Cibulka, Hanns: Swantow, in: Neue Deutsche Literatur 4/1981, S. 23-52, S. 39
18 Cibulka, Swantow (NDL), a.a.O., S. 39f.
19 Cibulka, Hanns: Swantow. Die Aufzeichnungen des Andreas Flemming, Halle / Leipzig 1982, S. 63
20 Cibulka, Swantow, Buchfassung, a.a.O., S. 16
21 Cibulka, Swantow (NDL), a.a.O., S. 45, das Wort Papier ist in der Buchfassung ergänzt.
22 Cibulka, Swantow, Buchfassung, a.a.O., S. 74f.
23 Cibulka, Swantow (NDL), a.a.O., S. 46
24 Cibulka, Swantow, Buchfassung, a.a.O., S. 78
25 Cibulka, Swantow, Buchfassung, a.a.O., S. 79
26 Ministerratsbeschluß vom 16.11.1982, Pirskawetz, Umweltkritische DDR-Literatur, a.a.O., S. 25
27 Everwyn, Klas Ewert: Der Dormagener Störfall von 1996. Eine Legende, Dormagen 1982, 2. Auflage 1983
28 Everwyn, Dormagener Störfall, a.a.O., S. 1
29 Knappe, Heinz: Bei Hamburg leichter Niederschlag, Baden Baden 1982
30 Härtling, Peter: Das Windrad, Hamburg 1983, S. 85, 106
31 Härtling, Das Windrad, a.a.O., S. 118
32 Härtling, Das Windrad, a.a.O., S. 214
33 Morgner, Irmtraud: Amanda. Ein Hexenroman, Berlin / Weimar 1983, S. 476
34 Morgner, Amanda, a.a.O., S. 253
35 Morgner, Amanda, a.a.O., S. 306
36 Kammer, Wolfgang: Bergersdorf ist überall. Ein Umweltroman, Frankfurt/M. 1983
37 Vgl. Vahrenholt, Fritz: Seveso und die Folgen, in: Die Skandale der Republik, hrsg. v. Georg M. Hafner und Edmund Jacoby, Reinbek 1989, S. 144-150
38 Herzog, Werner: Wo die grünen Ameisen träumen, München und Wien 1984, S. 47, 40
39 Vgl. auch: Barker, Peter: Die Schmerzen der endenden Art. Ecological themes in the works of Sorbian writers from the 1970s to the 1990s, in: Literatur und Ökologie, a.a.O., S. 199-212
40 Ich bin übrigens gar kein großer Kletterer, auch wenn das so den Eindruck erweckt hat, weil ich für Greenpeace öfter auf Schornsteinen saß. (...) Die Aufseiltechnik habe ich von Barbara Fruth gelernt. (Pabst, Eije: ... den Gedanken verbreiten, a.a.O., S. 125f.)
Die Darstellung von Barbara Fruth selber lautet folgendermaßen: In den Ferien zwischen Abitur und Studienbeginn habe ich ein Buch über Greenpeace gelesen. Mir wurde schnell klar, daß ich hinter der Idee von Greenpeace voll stehen kann. (...) Am Anfang war es mühsam, Kontakt aufzunehmen, weil im Sommer keiner aus der Münchner Greenpeace-Gruppe da war. Aber dann funktionierte es, ich ging in die Waldsterben-Gruppe, weil ich dachte, da könnte ich meine Biologie anwenden. Und dann ging alles sehr schnell. Ich bekam einen Anruf aus Hamburg, denn es war bekannt geworden, daß ich diese Höhlenklettertechnik beherrschte. Ich bin raufgefahren, ohne genau zu wissen, was geplant war. Ich wußte nur, daß es die Auftaktaktion gegen den sauren Regen werden würde. Und so bin ich in einem Trainingscamp in Nortorf gelandet, wo wir einen Fabrikschornstein gemietet hatten, um Klettern und Transparenteentfalten zu üben. (Fruth, Barbara: Mir sind Leute zuwider, die es allen recht machen wollen!, in: Zeit des Zornes, a.a.O., S. 135-155, S. 140f.)
41 Weidenbach, Thomas; Kerner, Imre; Radek, Dagny: Dioxin - die chemische Zeitbombe. Bestandsaufnahme und Auswege, Köln 1984, S. 68
42 Modick, Klaus: Moos. Die nachgelassenen Blätter des Botanikers Lukas Ohlburg, Zürich 1984
43 Schweizer, Michael: Einigkeit und Recht und Prost, in: die tageszeitung, 12./13.7.1997, S. 15
44 Modick, Moos, a.a.O., S. 90
45 Goodbody, Es stirbt das Land, a.a.O., S. 333
46 Goodbody, Es stirbt das Land, a.a.O., S. 333
47 Altmann, Christian; Fritzler, Marc: Greenpeace. Ist die Welt noch zu retten?, Düsseldorf 1995, S. 60
48 Degenhardt, Franz-Josef: Die Abholzung, München 1985, Vgl. auch: Peitsch, Helmut: Franz Josef Degenhardt: Die Abholzung, in: Literatur und Ökologie, a.a.O., S. 213-241
49 Degenhardt, Die Abholzung, a.a.O., S. 145
50 Peltsch, Steffen: Sprechen wir also von Baum und Buch, in: Literatur und Umwelt, a.a.O., S. 132
51 Pirskawetz, Lia: Der Stille Grund, Berlin 1985, S. 241. Vgl. auch Lukens, Nancy: Gender and the Work Ethic in the Environmental Novels of Monika Maron and Lia Pirskawetz, in: Studies in GDR culture and society 8, Lanham 1988, S. 65-81
52 Kennen Sie den Aufruf dieser Kommission, fragte der Fremde (Rudorff, S.J.) zögernd, dieser, wie heißt sie nur, dieser Kommission zur Erforschung und zum Schutz der Denkmäler in der Provinz Sachsen? (...) Ich hatte ihn (den Aufruf, S.J.) gleich doppelt angestrichen und Sätze wie jene dreifach: Mehr als je sind die Denkmäler der Vergangenheit unseres deutschen Volkes in der alles umgestaltenden Gegenwart unsres Schutzes bedürftig. Das gesteigerte Erwerbs- und Verkehrsleben unserer Tage bedroht die Schöpfungen der Vorzeit wie nie zuvor und vermindert ihren Bestand in weit höherem Maße, als es vordem Brände, Kriege oder rohe Zerstörungswut getan haben. Was nutzt uns dieser Aufruf, knurrte der Bürgermeister, er bezieht sich nur auf Denkmäler, die Menschenhand geschaffen hat. Dann sind wir wohl einer Meinung, meine Herren. Was not tut, ist ein vergleichbarer Aufruf mit nachfolgender Gesetzgebung zum Schutz natürlicher Werte der Heimat. (Pirskawetz, Der Stille Grund, a.a.O., S. 352f.)
Ohne mich anzusehen, begann der Professor in leicht gelangweiltem Ton zu dozieren: Ich predige es allerorten, solche Naturdenkmäler sind zu schützen, hier ein Felsen, dort ein Eibenhain, da ein See und dort eine Flußwiese, eine Endmoräne, ein erratischer Block oder ein kleines Moor. Vom Fiskus könnte man dafür die gleichen finanziellen Opfer verlangen, die er für Kulturdenkmäler längst auszugeben gewohnt ist. Gewiß, sagte ich zögernd, aber wäre es nicht zu wenig, einzelne Objekte zu schützen? Der Talwächter (eine Felsformation, S.J.) bezieht seine Wirkung auch aus der Landschaft. Ohne ihre Idylle wäre er ein freudloses Trumm, die Wanderung hierher reizlos, die Einsamkeit passJ. Kann man nicht die ganze Landschaft um die Naturdenkmäler herum unter Schutz stellen? Überrascht wandte mir der Professor immerhin sein Profil zu. Sie denken an einen Nationalpark, wie Sie ihn von daheim (aus den USA, S.J.) kennen? Der Yellowstone-Park, das Yosemite-Tal, beeindruckende Leistungen der Vernunft. Ich fürchte nur, Deutschland ist nicht Amerika. Grund und Boden sind hier privat, es wird bei uns wirtschaftlich unmöglich sein, ein größeres Gelände der Nutzung zu entziehen. (Pirskawetz, Der Stille Grund, a.a.O., S. 254)
53 Pirskawetz, Der Stille Grund, a.a.O., S. 341
54 Pirskawetz, Lia: Wider die Umweltignoranz, in: Neue Deutsche Literatur, 37. Jahrgang, H. 11, 9/1989, S. 87-90, S. 87
55 Pirskawetz, Der Stille Grund, a.a.O., S. 5f.
56 Nach der Internationale(n) Bewertungsskala für bedeutsame Ereignisse in atomtechnischen Anlagen ist der katastrophale Unfall die schwerwiegendste Stufe nach schwerer Unfall, ernster Unfall (z.B. Harrisburg / USA, 1979), Unfall (Saint Laurent / Frankreich, 1980), ernster Störfall (z.B. Vandellos / Spanien, 1989), Störfall und Störung. Diese Skala macht noch einmal deutlich, welch ein Euphemismus die Bezeichnung Störfall für den GAU in Tschernobyl war. (Vgl. Fritzler, Marc: Ökologie und Umweltpolitik, Bonn 1997, S. 108)
57 Dörfler, Marianne; Dörfler, Ernst (Paul): Zurück zur Natur? Leipzig / Jena / Berlin 1986, S. 27
58 Dörfler, Zurück, a.a.O., S. 66
59 Ich liebe euch doch alle! Befehle und Lageberichte des MfS Januar -November 1989, hrsg. v. A. Mitter und S. Wolle, Berlin (Ost) 1990, S. 47, zit. nach Knabe, Umweltkonflikte im Sozialismus, a.a.O., S. 281
60 Knabe, Hubertus: Nachrichten aus einer anderen DDR. Inoffizielle politische Publizistik in Ostdeutschland in den achtziger Jahren, in: Aus Politik und Zeitgeschichte. Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, B36/98, 28.8.1998, S. 26-38, S. 35
61 Vgl. Knabe, Hubertus: Nachrichten, a.a.O., S. 33
62 Grass, Günter: Die Rättin, Darmstadt und Neuwied 1986. Vgl. auch: Elsner Hunt, Irmgard: Vom Märchenwald zum toten Wald: ökologische Bewußtmachung aus global-ökonomischer Bewußtheit. Eine Übersicht über das Grass-Werk der siebziger und achtziger Jahre, in: Günter Grass. Ein europäischer Autor? hrsg. v. Gerd Labroisse und Dick van Stekelenburg, Amsterdam / Atlanta 1992, S. 123-168; Görtz, Franz Josef: Apokalypse im Roman. Günter Grass Die Rättin, in: Spätmoderne und Postmoderne. Beiträge zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur, hrsg. v. Paul Michael Lützeler, Frankfurt/M. 1991, S. 197-210; Preece, Julian: Literature and the End of the World. Günter Grasss Die Rättin, in: Literature on the Threshold. The German Novel in the 1980s, hrsg. v. Arthur Williams, Stuart Parkes, Roland Smith, New York 1990, S. 321-334
63 Vineta tauchte - im doppelten Wortsinne des Vorkommens im Text wie auch des Auftauchens aus dem Meer - auch in der Buchfassung von Cibulkas Swantow auf.
64 Grass, Rättin, a.a.O., S. 33
65 Grass, Rättin, a.a.O., S. 155f.
66 Grass, Rättin, a.a.O., S. 304
67 Grass, Rättin, a.a.O., S. 163
68 Lieckfeld, Claus-Peter / Wittchow, Frank: 427. Im Land der grünen Inseln. Roman über die absehbare Zukunft, München 1986
69 Er hatte damals die Verarmung der Autofauna mit wehem Herzen erlebt, das große Automarkensterben auf Autobahnen und Landstraßen hatte ihn nicht kalt gelassen. In seiner Jugend hatte es noch Autos gegeben, die so schnell waren, daß man die Spitzengeschwindigkeit wegen des dichten Verkehrs praktisch nie ausfahren konnte. Das war so etwas wie die romantisch unerfüllte Liebe der fahrenden Ritter gewesen, unsagbar komisch, ein technisch sauber konstruierter Triebstau auf Rädern. (Lieckfeld / Wittchow, 427, a.a.O., S. 101)
Mayer-Salm ging zu einer kurzen kulturkritischen Betrachtung über: das Artensterben in der freien Autolandschaft. Seit es weltweit nur mehr fünf Autokonzerne gab, war die bunte Blechfauna zu schnöder Serienmäßigkeit verarmt. Wo gab es noch die kalte Pracht eines Mercedes? Wo waren sie hin, all die bunten Blechschweine? (Lieckfeld / Wittchow, 427, a.a.O., S. 68)
70 Lieckfeld / Wittchow, 427, a.a.O., S. 37
71 Lieckfeld / Wittchow, 427, a.a.O., S. 156
72 Schmidbauer, Wolfgang: Tapirkind und Sonnensohn. Eine ökologische Erzählung. Bericht über das Schicksal des Seelenbaums und den Kampf der Kinder des Tapir gegen die Straße der weißen Männer, aufgezeichnet von Wolfgang Schmidbauer, Reinbek 1986
73 Schmidbauer, Tapirkind, a.a.O., S. 178
74 Wolf, Christa: Störfall. Nachrichten eines Tages, Berlin und Weimar 1987. Vgl. auch: Ankum, Katharina von: Christa Wolfs Poetik des Alltags. Von Juninachmittag bis Was bleibt, in: Zwischen gestern und morgen. Schriftstellerinnen der DDR aus amerikanischer Sicht, hrsg. v. Ute Brandes, Berlin / Bern usw. 1992, S. 183-198; Brandes, Ute: Probing the Blind Spot: Utopia and Dystopia in Christa Wolfs Störfall, in: Studies in GDR culture and society, Band 9, Washington 1989, S. 101-114; Burgess, J. Peter: a serenity of still and exquisite brilliance. Technology and Subjectivity in Christa Wolfs Störfall, in: Narrative Turns ans Minor Genres in Postmodernism, hrsg. v. Theo Dhaen und Hans Bertens, Amsterdam / Atlanta 1995, S. 61-80; Fox, Thomas C.: Feministische Revisionen. Christa Wolfs Störfall, in: Spätmoderne und Postmoderne. Beiträge zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur, hrsg. v. Paul Michael Lützeler, Frankfurt/M. 1991, S. 211-223; Hausmann, Reinhild: Die Literaturrezeption in Christa Wolfs Erzählung Störfall, in: Zeitschrift für Germanistik, Neue Folge II - 2/1992, S. 284-299; Haines, Brigid: The reader, the writer, her narrator and their text(s): intertextuality in Christa Wolfs Störfall, in: Christa Wolf in Perspective, hrsg. v. Ian Wallace, Amsterdam 1994, S. 157-172; Hebel, Franz: Technikentwicklung und Technikfolgen in der Literatur. Timm, Der Schlangenbaum / Eisfeld, Das Genie / Dürrenmatt, Der Auftrag / Wolf, Störfall, in: Deutschunterricht 41 (1989), S. 35-45; Meyer-Gosau, Frauke: Am Ende angekommen. Zu Christa Wolfs Erzählungen Störfall, Sommerstück und Was bleibt, in: literatur für leser 90/2, S. 84-93; Rey, William H.: Blitze im Herzen der Finsternis. Die neue Anthropologie in Christa Wolfs Störfall, in: The German Quarterly 62.3 (1989), S. 373-383; Rudloff, Holger: Literatur nach Tschernobyl, in: Mitteilungen des Deutschen Germanistenverbandes 37 (1990) H2, S. 11-19; Ziller, Ursula: Christa Wolf, Störfall. Nachrichten eines Tages, in: Erzählen, Erinnern. Deutsche Prosa der Gegenwart. Interpretationen, hrsg. v. Herbert Kaiser und Gerhard Köpf, Frankfurt/M. 1992, S. 354-371
75 Vgl.: Jambon, Sabine: Freiwild verbrecherischer Horden. Rechtsökologische Stereotype in M. Barainskys Schweigen ist tödlich, in: Mythologica 5. Düsseldorfer Jahrbuch für interdisziplinäre Mythosforschung, hrsg. v. Peter Tepe, Markus Küppers, Yoshiro Nakamura, Essen 1997, S. 86-102
76 Thomsen, Wolfgang W.: Gift. Roman um einen Chemieskandal, Gießen 1987
77 Thomsen, Gift, a.a.O., S. 67
78 Pausewang, Gudrun: Die Wolke. Jetzt werden wir nicht mehr sagen können, wir hätten von nichts gewußt, Ravensburg 1987
79 Über Gudrun Pausewang, hrsg. von Gabriele Runge, Ravensburg 1991, S. 20
80 Z., Tommy: Bekenntnisse eines Ökoterroristen aus dem Jahre 1988, München 1987
81 Kant, Hermann: Rede auf dem X. Schriftstellerkongreß der DDR, Plenum, hrsg. v. Schriftstellerverband der DDR, Berlin / Weimar 1988, S. 21-52, S. 25
82 Koch, Jurij: Rede auf dem X. Schriftstellerkongreß der DDR, Plenum, hrsg. v. Schriftstellerverband der DDR, Berlin / Weimar 1988, S. 153-157, S. 154
83 Koch, Jurij, Rede, a.a.O., S. 156f.
84 Cibulka, Hanns: Wegscheide, Halle /Leipzig 1988, auch enthalten in (und hier zitiert nach): ders., Thüringer Tagebücher, Leipzig 1993, S. 224, vgl. auch die Anmerkung zu Wegscheide bei Schenkel, Michael: Fortschritts- und Modernitätskritik in der DDR-Literatur. Prosatexte der achtziger Jahre, Tübingen 1995, S. 293
85 Cibulka, Wegscheide, a.a.O., S. 219
86 Cibulka, Wegscheide, a.a.O., S. 218
87 Cibulka, Wegscheide, a.a.O., S. 231
88 Cibulka, Wegscheide, a.a.O., S. 219
89 Cibulka, Wegscheide, a.a.O., S. 223
90 Löbbers, Hennek: Die Mendes-Saga, in: natur 6 / 92, S. 26-33
91 Souca, Mario: De regenwoudman. Chico Mendes en het einde van het amazone-gebied, Amsterdam 1992, S. 15 (Übersetzung von mir)
92 Beleites, Michael: Altlast Wismut. Ausnahmezustand, Umweltkatastrophe und das Sanierungsproblem im deutschen Uranbergbau, Frankfurt/M. 1992, S. 14
93 Ende, Michael: Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch, Stuttgart und Wien 1989, S. 16
94 Becker, Frank; Gerhard, Ute; Link, Jürgen: Moderne Kollektivsymbolik. Ein diskurstheoretisch orientierter Foschungsbericht mit Auswahlbibliographie (Teil II), in: IASL 22.1 (1997), S. 70-154, S. 107
95 Erklärung: Gedanken zum ökologischen Umbau unserer Gesellschaft, in: Wurzeln der Umweltbewegung, a.a.O., S. 175f.
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