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Umweltgeschichte im Spiegel der Umweltliteratur - das ‘Bild’gedächtnis der Ökologiebewegung

Im folgenden stelle ich chronologisch ausgewählte bedeutsame Ereignisse der Umweltgeschichte und des ökologischen Diskurses in Beziehung zu ihrer Verarbeitung in der deutschen erzählenden Umweltliteratur dar. Den Blick bestimmt dabei vor allem die Ausrichtung an der Umweltliteratur. Aufgrund des dokumentarischen Charakters der Übersicht werden manche Schlüsseltexte ausführlicher betrachtet. Bewußt wurde hinsichtlich des Korpus’ der literarischen Texte auf einen systematisierenden, Unebenheiten und Brüche glättenden Ansatz verzichtet, um die Vielfalt sowohl der behandelten Themen als auch der Art und Weise der innerfiktionalen Bezugnahme auf den Umweltdiskurs dazustellen.

Vorgeschichte

Die bundesrepublikanische Ökologiebewegung begann um 1970, doch reichen ihre Vorläufer hundert Jahre zurück. Nach der Reichsgründung 1871 wurde die bis dahin nur zögerlich erfolgte Industrialisierung Deutschlands nun in weitaus größerem Maße vollzogen, so daß die Folgen für die natürliche Umwelt allerorten spürbar wurden. Gutachten wurden veröffentlicht, Vereine gegründet - wie z.B. der 1877 in Köln gegründete ‘Internationale Verein gegen Verunreinigung der Flüsse, des Bodens und der Lüfte’. Am 1.9. desselben Jahres wurde in Preußen eine Verfügung erlassen, “die einem Einleitungsverbot städtischer Abwässer in die Flüsse gleichkam”1. Die Ursachen der Wasserverschmutzung im noch jungen Deutschen Reich lagen jedoch woanders: in Sachsen beklagten sich 140 Orte über Flußverschmutzungen   von den 273 genannten Verursachern waren nur 7% Kommunen, die restlichen 93% der Verschmutzer industrielle Betriebe.2

Schon vorher waren vereinzelt Klagen laut geworden: über Rauchgasschäden, Abholzungen, Bergbau - bis in die griechische Antike lassen sich Stimmen über die Sorge um Natur- und Landschaftszerstörung zurückverfolgen3. In Ländern, in denen die Industrialisierung früher einsetzte, fanden die Stimmen derjenigen, die unter den Folgen der Umweltschäden litten, entsprechend früher Ausdruck.

Was nun die Prosaliteratur angeht, ist die erste Umwelterzählung im heutigen Sinne im Kontext der oben beschriebenen Gewässerbelastung der Gründerzeit zu lokalisieren.

Pfisters Mühle - Zeugnis gründerzeitlicher Gewässerbelastung

Nach 1871 fand in Deutschland ein wirtschaftlicher Aufschwung statt, der die negativen Begleiterscheinungen des Industrialisierungsprozesses deutlich zum Vorschein brachte. Auf diese reagiert Wilhelm Raabe mit seiner Erzählung Pfisters Mühle, in der er “nicht die größte, aber eine von den größern Fragen der Zeit” behandelt: “Deutschlands Ströme und Forellenbäche gegen Deutschlands Fäkal- und andere Stoffe.”4 Alljährlich im Herbst zur Zuckerrübenernte verschmutzten die Zuckerfabriken die Gewässer derart stark, daß bspw. “1884/1885 die Braunschweiger Trinkwasserversorgung während der Zuckerkampagne zusammenbrach”5. Möglicherweise angeregt durch den Prozeß der Mühlenbesitzer Müller und Lüderitz aus Bienrode und Wenden gegen die das Flüßchen ‘Wabe’ verschmutzende Rautheimer Zuckerfabrik, der zwischen dem 29.12.1881 und dem 14.3.1883 beim Herzoglichen Landgericht Braunschweig anhängig war,6 beschreibt Raabe exemplarisch den Fall einer Mühle, die sowohl in ihrer Funktion als Getreidemühle als auch als Ausflugslokal zum Untergang verurteilt ist, da die Gewässerbelastung des Mühlbachs im Herbst einerseits das Mühlrad durch Pilzwucherungen lahmlegt sowie andererseits durch seinen Gestank7 die Gäste vertreibt.

Inwiefern in Pfisters Mühle der “Wirbel des Übergangs der deutschen Nation aus einem Bauernvolk in einen Industriestaat”8 dargestellt wird, zeichnet sich bereits in den Bildern ab, mit denen der Erzähler die topographische Lage der Mühle beschreibt:

In einer hellen, weiten, wenn auch noch grünen, so doch von Wald und Gebüsch schon ziemlich kahl gerupften Ebene war sie (die Mühle, S.J.), neben dem Dorfe, ungefähr eine Stunde von der Stadt gelegen. Aus dem Süden kam der kleine Fluß her, dem sie ihr Dasein verdankte. Ein deutsches Mittelgebirge umzog dort den Horizont; aber das Flüßchen hatte seine Quelle bereits in der Ebene und kam nicht von den Bergen. Wiesen und Kornfelder bis in die weiteste Ferne, hier und da zwischen Obstbäumen ein Kirchturm, einzelne Dörfer überall verstreut, eine vielfach sich windende Landstraße mit Pappelbäumen eingefaßt, Feld- und Fahrwege nach allen Richtungen und dann und wann auch ein qualmender Fabrikschornstein (...).9

Ist in diesem Landschaftsbild die Industrialisierung in Form qualmender Schlote dezent präsent, ändert sich dies laut Erzähler mit den allherbstlichen Zuckerkampagnen, die das Flüßchen in ein totes Gewässer verwandeln:

Damit begann nämlich in jeglichem neuen Herbst seit einigen Jahren das Phänomen, daß die Fische in unserem Mühlwasser ihr Mißbehagen an der Veränderung ihrer Lebensbedingungen kundzugeben anfingen. Da sie aber nichts sagten, sondern nur einzeln oder in Haufen, die silberschuppigen Bäuche aufwärts gekehrt, auf der Oberfläche des Flüßchens stumm sich herabtreiben ließen, so waren die Menschen auch in dieser Beziehung auf ihre eigenen Bemerkungen angewiesen.10

Aus dieser ironischen Beschreibung wechselt der Erzähler dann in eine deutlichere Tonart:

Aus dem lebendigen Fluß, der wie der Inbegriff alles Frischen und Reinlichen durch meine Kinder- und ersten Jugendjahre rauschte und murmelte, war ein träge schleichendes, schleimiges, weißbläuliches Etwas geworden, das wahrhaftig niemand mehr als ein Bild des Lebens und des Reinen dienen konnte. Schleimige Fäden hingen um die von der Flut erreichbaren Stämme des Ufergebüsches und an den zu dem Wasserspiegel herabreichenden Zweigen der Weiden. Das Schilf war vor allem übel anzusehen, und selbst die Enten, die doch in dieser Beziehung vieles vertragen können, schienen um diese Jahreszeit immer meines Vaters Gefühle in betreff ihres beiderseitigen Hauptlebenselementes zu teilen.11

Die Situation scheint nur ironisch beschreibbar zu sein. Wieder hinsichtlich des Fischesterbens fährt der Erzähler fort:

Guck, da kommen wiederum ein paar Barsche herunter, den Bauch nach oben; und daß man einen Aal aus dem Wasser holt, das wird nachgerade zu einer Merkwürdigkeit und Ausnahme. Kein Baum wird denen am Ende zu hoch, um auf ihm dem Jammer zu entgehen; und ich erlebe es noch, daß demnächst noch die Hechte ans Stubenfenster klopfen und verlangen, reingenommen zu werden, wie Rotbrust und Meise zur Winterszeit.12

Doch auch der ‘Helfer in der Not’, der dem Müller die für ein Gerichtsverfahren benötigten chemischen Gutachten erstellt, ist beileibe kein ‘Umweltengel’, sondern betreibt in Berlin mit Erfolg eine chemische Reinigung, die nun ein anderes Gewässer verschmutzt und an der der Erbe der Mühle (und Ich-Erzähler) nichtsdestotrotz Anteile hält.

Nebenan klappert und lärmt die große Fleckenreinigungsanstalt und bläst ihr Gewölk zum Abendhimmel empor fast so arg wie Krickerode (die Zuckerfabrik, S. J.). Der größere, wenn auch nicht große Fluß ist, trotzdem daß wir auch ihn nach Kräften verunreinigen, von allerlei Ruderfahrzeugen und Segeln belebt (...). 13

Die Erzählung beginnt mit dem Ausruf: “Ach, noch einmal ein frischer Atemzug im letzten Viertel dieses neunzehnten Jahrhunderts!”14, anspielend auf den innerliterarischen Gestank, mit dem sogar Raabes potentielle Verleger ihre Leserschaft abzuschrecken fürchteten.15

Im Anschluß daran zeigt der Erzähler auf, wie auch das Land Phantasien von der Industrialisierung nicht unberührt geblieben ist:

Durch die Wüste, über welcher der Vogel Rock schwebte, über welche Oberon im Schwanenwagen den tapfern Hüon und die schöne Rezia, den treuen Knappen Scherasmin und die wackere Amme führte, sind Eisenschienen gelegt und Telegraphenstangen aufgepflanzt; der Bach Kidron treibt Papiermühlen, und an den vier Hauptwassern, in die sich der Strom teilte, der von Eden ausging, sind noch nützlichere ‘Etablissements’ hingebaut (...).16

Trotz der aus heutiger Sicht empfundenen Brisanz des Themas verkaufte sich Pfisters Mühle nur mühsam; die Erstauflage von 1500 Exemplaren benötigte zehn Jahre, um über den Ladentisch zu gehen.17

Anfänge des Naturschutzes

In diese Zeit fiel der Beginn institutionalisierten Naturschutzes. 1895 gründeten die Sozialdemokraten in Wien den Touristenverein ‘Die Naturfreunde’, dessen Ziel der “freie Zugang der Natur für jeden”18 war, was aber durch das Konzept des ‘sozialen Wanderns’ eine über die Freizeitgestaltung hinausgehende politische Komponente erhielt.

Die beim Wandern gemachte Erfahrung, daß sich große Teile der landschaftlich reizvollen Natur in Privatbesitz befanden und nicht betreten werden konnten, veranlaßte die Naturfreunde, nicht mehr nur den Schutz von Naturresten zu fordern, sondern darüber hinaus den ökonomischen und politischen Ursachen von privater Landschaftsnutzung und -zerstörung nachzugehen.19

Daneben wurden auch materielle Voraussetzungen für die Erholung der Arbeiter geschaffen:

Doch das Arbeiterwandern wollte nicht nur der Erholung und der Massenbildung dienen, sondern im weitesten Sinne gelebter Sozialismus sein. Die Wiederaneignung des widerrechtlich entzogenen Besitzes an der Mutter Erde durch die Entrechteten wurde nicht nur imaginativ in Gipfelstürmen vollzogen, sondern ganz konkret durch die Schaffung kollektiven Eigentums in Form der Naturfreundehäuser.20

Aus heutiger Sicht wurde damit allerdings auch der Grundstein für einen Massentourismus gelegt, der nicht unerhebliche Umweltschäden zur Folge hatte.

Der Historiker Franz-Josef Brüggemeier beurteilt die Naturfreundebewegung als marginal, betont aber innerhalb der Arbeiterbewegung die Bemühungen um eine Verbesserung der Lebensbedingungen in den Arbeitervierteln und Industriegebieten, unter denen insbesondere die “hohe Belastung der Luft” und die “erhebliche Verschmutzung der Abwässer der Flüsse” ins Gewicht fielen. Diese Bemühungen könnten laut Brüggemeier “nach heutigen Begriffen durchaus als Umweltschutz verstanden werden”.21

In die folgenden Jahre fiel mit der Gründung des ‘Bundes für Vogelschutz’ 1899 durch die Industriellengattin Emilie Karoline (Lina) Hähnle und des ‘Bundes Heimatschutz’ 1904 durch den Musiker Ernst Rudorff, der bereits 1897 die Begriffe ‘Heimatschutz’ und ‘Naturschutz’ geprägt hatte, der Beginn des bürgerlichen Naturschutzes. Eine der größeren Aktionen der Heimatschützer war der Protest gegen ein Laufkraftwerk bei Laufenburg am Oberrhein, dem die dortigen Stromschnellen zum Opfer fallen sollten. Der Bund Heimatschutz sammelte Unterschriften, organisierte 1906 eine Demonstration mit ca. 15000 Teilnehmern, wurde unter anderem von Max Weber und Werner Sombart unterstützt und versuchte, alternative Planungsentwürfe durchzusetzen, was dem hauptsächlich von Bildungsbürgern und Architekten getragenen Verband jedoch nicht gelang.22 Der Heimat- und Naturschutz war letztlich ästhetisch motiviert, was, wie Brüggemeier hervorhebt, ambivalente Auswirkungen hatte.

Eine Konsequenz waren letztlich unergiebige Kontroversen - etwa die vehement abgelehnten Flachdächer -, die Beschwörung ländlicher Idyllen oder eine Rechtfertigung der Jagd auf Fischottern, deren Verschwinden ‘für das Landschaftsbild in keiner Weise in Betracht’ käme, da sie ohnehin so versteckt lebten. Möglich waren jedoch auch ganz andere Konsequenzen. Rudorff beklagte eine ‘Unterschätzung ästhetischer Gesichtspunkte’ und führte darauf den fehlenden Schutz ursprünglicher ‘Waldgrenzen, der Waldwiesen, der natürlichen Bachläufe, bedeutsamer Stege und Hecken’ sowie seltener Pflanzen zurück.23

1906 wurde in Preußen die ‘Staatliche Stelle für Naturdenkmalpflege’ unter der Leitung des Museumsfachmanns Hugo Conwentz eingerichtet, ein Musterstück ‘conwentzionellen Naturschutzes’, wie Hermann Löns 1911 zu spötteln beliebte. Conwentz gehörte zwar zu den Gründungsmitgliedern des ‘Bundes Heimatschutz’ und war bis zu seinem Lebensende dort Vorstandsmitglied, distanzierte sich jedoch deutlich von dessen Zielen, “über Naturdenkmäler hinaus auch Pflanzen und Tiere oder gar die Heimat insgesamt zu schützen”24.

Exkurs: Öko-Nazis?

Einige Nationalsozialisten befanden sich durchaus in der Tradition der Heimatschützer und Agrarromantiker, doch stand Hitlers Aufbau einer Kriegsindustrie diesen Interessen diametral entgegen. Insofern ist seine Gleichschaltung und Vereinnahmung des Naturschutzes als exklusiv machtstrategische Frage zu verstehen. Ich halte es für verfehlt, aus dem Vorhandensein einer völkisch und antimodernistisch motivierten Haltung innerhalb der NSDAP mit dem Ziel einer Reagrarisierung Deutschlands auf eine Identitätsbeziehung oder notwendige Verwandtschaft nationalsozialistischer Ideen mit dem Gedankengut der bundesdeutschen Ökologiebewegung zu schließen, wie es gelegentlich versucht wird.

Es mag zwar einerseits möglich sein, bspw. die “Charakteristika (...) des Nationalsozialismus”, wie Marie-Luise Heuser es tut, “alle auf einen agrar- bzw. ökoromantischen Kern” zurückzuführen und damit einen “historischen Nachweis der inneren Folgerichtigkeit von Natur(-) bzw. Ökoromantik und nationalsozialistischer Reagrarisierungskonzepte” zu führen, doch ist andererseits zu betonen, wie Heuser es übrigens gleichfalls tut, daß diese Charakteristika deswegen nicht vorschnell als “notwendige Konsequenzen radikal-ökologischen Denkens”25 zu verstehen sind.

Die unterschiedlichen Argumentationsstränge lassen sich recht deutlich identifizieren. Da die Frage der Zuordnung als ökologisch etikettierten Gedankengutes besonders aktuell von Interesse ist, seien hier die Thesen von Thomas Jahn und Peter Wehling vorgestellt, die aus ihrer Analyse der Parteiprogramme von ‘Republikanern’, NPD, ÖDP und DSU sowie der rechten Presse acht rechtsökologische Stereotype als Indikatoren für das Vorliegen rechtskonservativer bis rechtsextremer Strömungen extrahiert haben:

- eine grundlegende Naturalisierung gesellschaftlicher und politischer Zusammenhänge; - (in diesem Kontext, S. J.) die These vom Verlust ‘natürlicher Gleichgewichte’ in der ‘ökologischen Krise’; - ein fundamentalistisches Verständnis des ‘Lebensschutzes’, insbesondere in der Frage des Schwangerschaftsabbruchs; - die Rede von der ‘Entfremdung’ des Menschen von Heimat, Volk und nationaler Kultur als Ursache ökologischer Zerstörungen; - der Angriff auf den westlich-liberalistischen oder östlich-kommunistischen ‘Materialismus’; - der Ruf nach dem ‘starken Staat’ als dem Garanten des (ökologischen) ‘Gemeinwohls’; - der Verweis auf die ‘Überbevölkerung’ der Bundesrepublik bzw. Deutschlands; - die Behandlung der in der Bundesrepublik lebenden Ausländer als ‘ökologisches Problem’.26

Der Schock von Hiroshima und Nagasaki

Durch den Abwurf der amerikanischen Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki am 6. und 9. August 1945 rückte die Möglichkeit der Zerstörung allen Lebens auf der Erde durch den Menschen schlagartig ins Bewußtsein. Insofern ist es berechtigt, von einem Schock zu sprechen, der die Sorge um den Lebensraum des Menschen in ein völlig neues Licht tauchte:

However, ecological concern acquired a new dimension after the Second World War. The destruction of Hiroshima revealed man’s ability to change the environment on a scale hitherto unimagined.27

Im Mittelpunkt des Interesses standen damals eher Fragen nach der Möglichkeit eines Atomkrieges, was - insbesondere nach der Debatte um die (atomare) Aufrüstung der Bundeswehr - literarisch vielfältigsten Ausdruck gefunden hat.28

1957 - der Herbst der geheimgehaltenen atomaren Unfälle

Ende September explodierte in der Plutoniumfabrik Majak bei Tscheljabinsk im Ural ein radioaktiver Container, Anfang Oktober fand in Windscale, dem heutigen Sellafield, eine Kernschmelze statt, die 30 Jahre geheimgehalten wurde. Das sowjetische Unglück unterlag noch viel schärferen Geheimhaltungsvorschriften, doch versagte die Informationszensur in einem Punkt, wie Robert Jungk 1977 darstellte:

In wissenschaftlichen Fachzeitschriften erschienen nämlich in den Jahren nach 1958 zahlreiche Arbeiten zum Thema der radioaktiven Verseuchung von Pflanzen, Tieren, Boden und Atmosphäre. Sie ließen präzise Rückschlüsse auf die Region zu, in der es zu diesen ungewöhnlich starken Kontaminationsphänomenen kam.29

Nach dem Unglück in Tschernobyl rätselten “westliche Strahlenspezialisten, woher die sowjetischen Forscher ihr großes Wissen über die Folgen von Nuklearkatastrophen hatten”. Erst nach Glasnost und Perestroika konnten die Wissenschaftler ihr Schweigen über dieses “Hiroshima im Ural” brechen.30

Tanz mit dem Teufel - Die Ökologie der ‘Lebensschützer’

Das Schweigen der Literatur zu Umweltthemen änderte sich erst Ende der fünfziger Jahre mit dem 1958 in der Bundesrepublik erschienenen Roman Tanz mit dem Teufel des Gründers des rechtslastigen ‘Weltbunds zum Schutze des Lebens’ Güther Schwab, der in diversen Kapiteln auf Gefährdungen des Menschen durch Umweltzerstörung hinweist. Bemerkenswert an diesem literarisch eher uninteressanten Buch ist die Tatsache, daß Schwab ausführlich über den schweren, vermutlich vom Ausmaß her mit der Katastrophe von Tschernobyl vergleichbaren Reaktorunfall in Windscale (heute Sellafield) berichtet, der offiziell erst 1987 bekannt wurde.

Insgesamt ist die gesamte Stoßrichtung des Romans jedoch ‘lebensschützerisch’ motiviert. Am deutlichsten ist die sozialdarwinistische, elitäre und völkische Grundhaltung an zwei Passagen ablesbar, die aus der Druckfassung gestrichen und gesondert in der Zeitschrift Europaruf veröffentlicht wurden. In ihnen wird damit gegen den Krieg argumentiert, daß die moderne egalitäre Vernichtungsmaschinerie dem angeblich einstigen Ziel des Kampfes, die Schwachen und Feigen auszumerzen, nicht mehr gerecht werde und außerdem deutsche Waffen z.T. sogar deutsche Soldaten töteten. 31

In anderen Argumentationssträngen wird Schwab noch deutlicher, bspw. wenn er “das plötzliche Stehenbleiben und Absinken der Kultur, die Kurzsichtigkeit und Kraftlosigkeit politischer Entscheidungen” sowie den “Geltungsverlust der weißen Rasse in aller Welt” beklagt und dies darauf zurückführt, daß “nicht die Farbigen (...) plötzlich klüger, sondern die Weißen (...) dümmer geworden”32 seien.

Vor diesem Hintergrund sollte nachvollziehbar sein, warum ich diesen Roman als rechtsideologischen Text ansehe. In den fünfziger Jahren waren jedoch die Lebensschützer offensichtlich fast die einzigen im Wirtschaftswunder-Deutschland, die die Gefährdungen durch Radioaktivität und Pestizide wahrgenommen und thematisiert haben.

Die späten fünfziger und frühen sechziger Jahre: erste Warnungen vor ökologischen Schäden

Zu den frühen Warnern, die neben den Bedrohungen durch Atom- und Wasserstoffbomben auch die Bedrohung durch industrialisierungsbedingte Schadstoffeinträge sowohl in ihrem lyrischen Werk als auch essayistisch thematisierten, gehörten in der DDR Günter Kunert und in der BRD Hans Magnus Enzensberger33, von denen ich aufgrund ihrer Bedeutung für den Umweltdiskurs in beiden deutschen Staaten jeweils ein Gedicht exemplarisch anführen möchte.

Hans Magnus Enzensberger (1957):

fremder garten // es ist heiß, das gift kocht in den tomaten. / hinter den gärten rollen versäumte züge vorbei, / das verbotene schiff heult hinter den türmen. // angewurzelt unter den ulmen, wo soll ich euch hintun, / füße? meine augen, an welches ufer euch setzen? / um mein land, doch wo ist es? bin ich betrogen // die signale verdorren. das schiff speit öl in den hafen / und wendet. ruß, ein fettes rieselndes tuch / deckt den garten. mittag, und keine grille.34

Günter Kunert (1963):

Laika // In einer Kugel aus Metall, / Dem besten, das wir besitzen, / Fliegt Tag für Tag ein toter Hund / Um unsre Erde / Als Warnung, / Daß so einmal kreisen könnte / Jahr für Jahr um die Sonne, / Beladen mit einer toten Menschheit, / Der Planet Erde, / Der beste, den wir besitzen.35

Welche Brisanz Kunerts Text gehabt haben muß, läßt sich ahnen, wenn man vergleicht, daß sich der tierschutzengagierte Pfarrer Siegfried Wend 1958 allein durch die Abbildung eines Hundes als Werbung für die Tierschutzarbeit im Kulturbund der DDR schwerste Vorwürfe einhandelte:

Die staatlichen Administratoren legten seine Tierschutz-Werbung unversehens als antisozialistische Propaganda aus, da im November 1957 der Hund ‘Laika’ in dem sowjetischen Satelliten Sputnik 2 sein Leben lassen mußte.36

Bereits 1961 forderte Willy Brandt in einer Wahlkampfrede den ‘Blauen Himmel über der Ruhr’, zwei Jahre danach veranstalteten die Naturfreunde einen Kongreß mit dem Titel ‘Natur in Gefahr, Mensch in Gefahr’.

1962 markiert die US-amerikanische Biologin Rachel Carson mit ihrem Bestseller Der stumme Frühling den eigentlichen Beginn der Umweltbewegung in den USA. Eingeleitet wird ihr im positiven Sinne populärwissenschaftliches Sachbuch über die Gefährdungen durch Pestizide und Radioaktivität durch ein Märchen, in dem sich eine unerklärliche Krankheit, die sich wie ein böser Fluch über eine amerikanische Kleinstadt gelegt hat, letztlich als anthropogen erweist.

In den sechziger Jahren gab es in der DDR kaum Stimmen, die die Euphorie der ‘wissenschaftlich-technischen Revolution’ kritisch betrachteten. 1966 handelte sich Günter Kunert für seinen Ausspruch “Ich glaube, nur noch große Naivität setzt Technik mit gesellschaftlich-humanitärem Fortschreiten gleich” die Dichterschelte des damaligen stellvertretenden Chefredakteurs der FDJ-Zeitschrift ‘Forum’ und späteren Gründungsmitglied der GRÜNEN, Rudolf Bahro, ein:

Das eigentlich Bestürzende ist die intellektuell hilflose spätbürgerliche Gesamthaltung des Dichters, die ich mir nur aus einer hochgradigen Isolierung nicht nur von unserer neu entstehenden sozialistischen, sondern von unserer Menschengesellschaft überhaupt erklären kann.37

Gespräch über Bäume I - Vietnam (Fried)

1967 stellte Erich Fried in einem Gedicht das vielfach zitierte “Gespräch über Bäume”, das “fast ein Verbrechen ist / Weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschließt!”38 aus Brechts Gedicht An die Nachgeborenen in den Kontext des Vietnamkriegs:

Gespräch über Bäume // Für K.W. // Seit der Gärtner die Zweige gestutzt hat / sind meine Äpfel größer / Aber die Blätter des Birnbaums / sind krank. Sie rollen sich ein // In Vietnam sind die Bäume entlaubt // Meine Kinder sind alle gesund / doch mein jüngster Sohn macht mir Sorgen / er hat sich nicht eingelebt / in der neuen Schule // In Vietnam sind die Kinder tot (...)39

Hier werden auf der Bildebene Zusammenhänge zwischen entlaubten Bäumen, Krieg, Dioxin, Herbiziden und somit chemischer Kriegsführung hergestellt.

Neben dem Bestehen darauf, die Untaten nicht mehr zu verschweigen, markiert Fried hier auch die Verknüpfung des Bildes entlaubter Bäume mit Verbrechen an einem Land und seiner Bevölkerungim Vietnamkrieg, hier konkret des US-amerikanischen Einsatzes diverser Entlaubungsmittel, deren bekanntestes ‘Agent Orange’ war. Agent Orange war jedoch, wie Koch und Vahrenholt 1978 in ihrem Buch Seveso ist überall darstellen,

mit extrem hohen Konzentrationen des (...) Dioxins TCDD verunreinigt, (...) von dem man seit Anfang der fünfziger Jahre wußte, daß es zu den giftigsten Verbindungen zählt, die Chemiker jemals synthetisiert haben. Und man darf heute davon ausgehen, daß die amerikanischen Militärs die heimtückischen Herbizide verunreinigt ließen, um mit dieser ‘chemischen Waffe’ nicht nur die Mangrovenwälder zu entblättern, sondern auch die Zivilbevölkerung zu treffen.40

Anfänge des Umweltschutzes

Der Begriff ‘Umweltschutz’ wurde 1969 in Anlehnung an die Bezeichnung ‘environmental protection’ von einem Beamten im von der FDP geleiteten Gesundheitsministerium erfunden, dem der Name seiner Abteilung ‘Gewässerschutz, Luftreinhaltung und Lärmbekämpfung’ zu umständlich war.41 Das Jahr 1970 wurde zum ‘Europäischen Naturschutzjahr’ erklärt. Wie Brüggemeier herausstellt, war der Umweltschutz keine Reaktion der Exekutive auf den Druck der Öffentlichkeit, sondern ging, zumindest als administrativer Akt, der eigentlichen Ökologiebewegung voraus.

In einem Rückblick auf die ökologische Situation der frühen sechziger Jahre stellte Hans Magnus Enzensberger 1970 die Lage folgendermaßen dar:

Fallout 1960: (...) die Bedürfniswecker fingen an zu klingeln. Zugleich immer mehr ‘Tests’, denen wir wie Meerschweinchen ausgeliefert waren. Papa Teller sorgte dafür, daß der Strontiumgehalt in unseren Knochen nicht nachließ. Die japanischen Fischer, die ‘Antiquiertheit des Menschen’, (...) dazu die ersten Vorahnungen von einer ökologischen Katastrophe, deren volles Ausmaß erst heute absehbar geworden ist: die technokratische Gesellschaft als planetarische Giftmörderin. (...) Daß uns unser eigener Friede umbringen wird, ist inzwischen nur noch absehbarer geworden.42

Edward Teller war der Erfinder der Wasserstoffbombe, die Rede von den ‘japanischen Fischern’ bezieht sich auf die Besatzung des japanischen Fischerbootes Fukuryu Maru 5, die 1954 in das Fallout eines amerikanischen Bombentests auf dem Bikini-Atoll geraten waren, und auf das auf dieses Ereignis bezogene Hörspiel von Wolfgang Weyrauch gleichen Titels. Die Antiquiertheit des Menschen spielt auf den Buchtitel von Günther Anders an, der in seiner zweibändigen “philosophische(n) Anthropologie im Zeitalter der Technokratie”43 eine weitverbreitete ‘Apokalypseblindheit’ diagnostiziert. Überdies werden noch verschiedene Bildebenen miteinander verknüpft: die “Gesellschaft als planetarische Giftmörderin” wird in den Kontext der Bedürfniswecker gestellt, was die ökologischen Konsequenzen des Konsumrausches auf der Bildebene zu einer Art ‘Beschaffungskriminalität’ werden läßt, zu einem Suchtverhalten geschuldeten Verbrechen. Die Metaphorik des Giftmordes als heimtückische Weise des Tötens, die hier die Verantwortlichkeit der Industrienationen für die sogenannte Dritte Welt anklingen läßt, fundiert gleichermaßen eine für die Ökologiebewegung symptomatische emotionale Befindlichkeit: ‘Wir werden vergiftet!’.

Daneben löst Enzensberger hinsichtlich der Gefahren durch Radioaktivität die assoziative Verklammerung von Atom und Krieg zugunsten einer Bewußtmachung der auch in Friedenszeiten bestehenden Gefährdung, da Atomtests und die zivile Nutzung der Kernenergie (sowohl zur Energiegewinnung als auch im Zuge sogenannter ‘friedlicher Explosionen’) nicht weniger bedrohlich als der militärische Einsatz von Atomwaffen sind.

Diese Rekontextualisierung durch die Schaffung neuer Bezüge in der Lesart der ökologischen Krise als einer kriegsähnlichen Bedrohung in Friedenszeiten ist m.E. richtungsweisend für die weitere Entwicklung der Ökologiebewegung.



1 Rommelspacher, Thomas: Das natürliche Recht auf Wasserverschmutzung. Geschichte des Wassers im 19. und 20. Jahrhundert, in: Besiegte Natur. Geschichte der Umwelt im 19. und 20. Jahrhundert, hrsg. v. Franz-Josef Brüggemeier und dems., München 1989, S. 42-63, S. 43

2 Rommelspacher, Das natürliche Recht, a.a.O., S. 43

3 Die Nachzeichnung historischer Diskurse um Naturzerstörung ist Gegenstand der Umweltgeschichte. Als repräsentative Beispiele seien genannt: Brüggemeier, Franz-Josef: Das Unendliche Meer der Lüfte. Luftverschmutzung, Industrialisierung und Risikogesellschaft im 19. Jahrhundert, Essen 1996; Brüggemeier, Franz-Josef: Tschernobyl, 26. April 1986. Die ökologische Herausforderung, München 1998; Fortschritte der Naturzerstörung, hrsg. v. Rolf Peter Sieferle, Frankfurt/M. 1988; Gasseleder, Klaus: Und ewig strahlt der ‘Nachbar’. Wie der Bau des Kernkraftwerks Grafenrheinfeld gegen den regionalen Widerstand durchgesetzt wurde, Schweinfurt 1993; Kein Friede den Hütten... Die Tage der ‘Freien Republik Wackerland’, hrsg. v. Werner Grassl, Klaus Kaschel, Burglengenfeld 1986; Klassenfeind Natur. Die Umweltkatastrophe in Osteuropa, hrsg. v. Valentin Thurn, Bernhard Clasen (‘ökozid extra’), Giessen 1992; Linse, Ulrich: Ökopax und Anarchie. Eine Geschichte der ökologischen Bewegung in Deutschland, München 1986; Linse, Ulrich; Falter, Reunhard; Rucht, Dieter; Kretschmer, Winfried: Von der Bittschrift zur Platzbesetzung. Konflikte um technische Großprojekte. Laufenburg, Walchensee, Wyhl, Wackersdorf, Berlin / Bonn 1988; Mensch und Umwelt im Mittelalter, hrsg. v. Bernd Herrmann, Stuttgart 1986; Umweltgeschichte: das Beispiel Hamburg, hrsg. v. Arne Andersen, Hamburg 1990; Von der Angst zur Ausbeutung. Umwelterfahrung zwischen Mittelalter und Neuzeit, hrsg. v. Ernst Schubert, Bernd Herrmann, Frankfurt/M. 1994; Weeber, Karl-Wilhem: Smog über Attika. Umweltverhalten im Altertum, Zürich / München 1990

4 Raabe, Wilhelm: Pfisters Mühle, Stuttgart 1970 (Original 1884), S. 122

5 Denkler, Horst: Nachwort, in: Pfisters Mühle, a.a.O., S. 234. Zu ‘Pfisters Mühle’ im Kontext der Umweltzerstörung liegen verschiedene Beiträge vor. Bspw. seien genannt: Bayerl, Günter: Herrn Pfisters und anderer Leute Mühlen. Das Verhältnis von Mensch, Technik und Umwelt im Spiegel eines literarischen Topos, in: Technik in der Literatur, hrsg. v. Harro Segeberg, Frankfurt/M. 1987, S. 51-101; Detering, Heinrich: Ökologische Krise und ästhetische Innovation im Werk Wilhelm Raabes, in: Jahrbuch der Raabe-Gesellschaft 1992, S. 1-27; Hädecke, Wolfgang: Hortus amoenus, oder: Das Ende von Pfisters Mühle, in: ders.: Poeten und Maschinen. Deutsche Dichter als Zeugen der Industrialisierung, München / Wien 1993, S. 336-351; Helmers, Hermann: Raabe als Kritiker der Umweltzerstörung, in: literatur für leser 3/87, S. 199-211; Kaiser, Gerhard: Der Totenfluß als Industriekloake. Über den Zusammenhang von Ökologie, Ökonomie und Phantasie in ‘Pfisters Mühle’ von Wilhelm Raabe, in: ders.: Mutter Natur und die Dampfmaschine, Freiburg 1991, S. 81-107; Rindisbacher, Hans J.: L’Odeur De Pfister: The Bittersweet Smell of Success in the German Realist Novel, in: The Germanic Review 68:1, Winter 1993, S. 22-31; Sammons, Jeffrey L.: The Mill on the Sewer: Wilhelm Raabe’s Pfister’s Mill and the Present Relevance of Past Literature, in: Orbis Litterarum 1985, H. 40, S. 16-32

6 Denkler, a.a.O., S. 228, 234

7 Die Mikroorganismen, die die Selbstreinigungsfähigkeit der Gewässer gewährleisten, verbrauchen bei ihrer Arbeit Sauerstoff. Der Abbau von Zucker erfordert besonders viel Sauerstoff, so daß Sauerstoffmangel entsteht und der Abbau von Schmutzstoffen nur noch verzögert und unvollständig erfolgen kann, was aufgrund der Endprodukte Ammoniak und Schwefelwasserstoff als Geruch von ‘faulen Eiern’ wahrgenommen werden kann. (Vgl. Dörfler, Marianne; Dörfler, Ernst (Paul): Zurück zur Natur? Leipzig / Jena / Berlin 1986, S. 170)

8 Raabe, Pfisters Mühle, a.a.O., S. 120

9 Raabe, Pfisters Mühle, a.a.O., S. 9

10 Raabe, Pfisters Mühle, a.a.O., S. 53

11 Raabe, Pfisters Mühle, a.a.O., S. 54

12 Raabe, Pfisters Mühle, a.a.O., S. 54f.

13 Raabe, Pfisters Mühle, a.a.O., S. 187

14 Raabe, Pfisters Mühle, a.a.O., S. 5

15 Julius Rodenberg, der Herausgeber der Deutschen Rundschau, entschied sich gegen einen Abdruck von Pfisters Mühle, weil er “die Leser seiner Zeitschrift nicht mit dem ‘fatalen Geruch’ belästigen” wollte. (Denkler, Nachwort, a.a.O., S. 227)

16 Raabe, Pfisters Mühle, a.a.O., S. 6

17 Denkler, Nachwort, a.a.O., S. 228

18 Zimmer, Jochen: Soziales Wandern. Zur proletarischen Naturaneignung, in: Besiegte Natur, a.a.O., S. 158-167, S. 159

19 Zimmer, Soziales Wandern, a.a.O., S. 162

20 Linse, Ulrich: Ökopax und Anarchie. Eine Geschichte der ökologischen Bewegung in Deutschland, München 1986, S. 52

21 Brüggemeier, Franz-Josef: Tschernobyl, 26. April 1986. Die ökologische Herausforderung, München 1998, S. 117

22 Brüggemeier, Tschernobyl, a.a.O., S. 112

23 Brüggemeier, Tschernobyl, a.a.O., S. 113

24 Brüggemeier, Tschernobyl, a.a.O., S. 115f

25 Heuser, Marie-Luise: Was grün begann endete blutigrot, in: Industrialismus und Ökoromantik. Geschichte und Perspektiven der Ökologisierung, hrsg. v. Dieter Hassenpflug, Wiesbaden 1991, S. 43-64, S. 60f (Hervorhebung von mir, S.J.).

26 Jahn, Thomas; Wehling, Peter: Ökologie von rechts. Nationalismus und Umweltschutz bei der Neuen Rechten und den ‘Republikanern’. Frankfurt/New York 1990, S. 14.

27 Goodbody, Axel: Deutsche Ökolyrik. Comparative Observations on the Emergence and Expression of Environmental Consciousness in West and East German Poetry, in: German Literature at a Time of Change 1989-1990. German Unity and German Identity in Literary Perspective, hrsg. v. Arthur Williams, Stuart Parkes und Roland Smit, Bern / Berlin / Frankfurt/M. u.a. 1991, S. 373-400, S. 373

28 Als Beispiele seien hier nur von Arno Schmidt: ‘Schwarze Spiegel’ (1951) und von Hans Wörner: ‘Wir fanden Menschen’ (1948) genannt.

29 Jungk, Robert: Der Atomstaat. Vom Fortschritt in die Unmenschlichkeit, München 1977, S. 35f. Vgl. auch: Mironowa, Natalja; Jakimets, Wladimir: Tschernobyl 1949. Die Plutonium-Fabrik von Tscheljabinsk, in: Klassenfeind Natur. Die Umweltkatastrophe in Osteuropa, hrsg. v. Valentin Thurn und Bernhard Clasen, Gießen 1992, S. 62-70

30 ‘Tscheljabinsk-65. Das ‘Hiroshima’ im Ural’, Sendung des WDR vom 30.9.1997

31 “Der Urkrieg der Primitiven war eine moralische Einrichtung mit dem Ziel der positiven Auslese. Er stand im Dienste des Lebens und des guten Todes. (...) Es war ein Kampf Mann gegen Mann mit Fäusten und Füßen, mit der lebendigen Kraft der Leiber. Der Tapfere ist immer besser als der Feige, der Lebensstarke gütiger als der Lebensschwache, der Sieger wahrhaftiger als der Unterlegene. Der Neid, die Hinterlist, die Bosheit werden von den Feiglingen in die Welt getragen, von den Erbärmlichen, von den Schlechtweggekommenen. Ein Kampf, der sie überwand, war ein sittlicher Kapf, ein Sieg des Lebens. (...) Aber von der Stunde an, wo die Gehirnentwicklung den Menschen befähigte, zum ersten Mal einen Stein vom Boden aufzuheben, um ihn aus dem Hinterhalt gegen einen Feind zu schleudern, verlor der Kampf seinen sittlichen Wert. Von da an tötete der Schwache den Starken, der Feige den Tapferen, der Schlechtere den Besseren. Der Krieg hatte seine auslesende Wirkung verloren, er hatte aufgehört, eine moralische Einrichtung zu sein. Vom Stein bis zur Atombombe ist nur ein Schritt. Der Unterschied liegt nur im Quantitativen.” (Schwab, Günther: Jahrmarkt für Heldentum. Aus dem Urmanuskript: ‘Der Tanz mit dem Teufel’, in: Europaruf, 3. Jg. 1959, Folge 1, S. 5f., S. 5)

“Die englische Flotte zielte in der Skagerrakschlacht mit optischen Instrumenten, die von Zeiß und Goerz nach Holland geliefert wurden. Vor Douaumont blieben die deutschen Soldaten im Stacheldraht der Magdeburger Draht- und Kabelwerke hängen, die Deutschland zwei Monate vorher in die Schweiz geschickt hatte. (...) Deutsche Soldaten starben an der russischen Front im Feuer von Waffen, die die deutschen Rüstungsfabriken hergestellt hatten.” (Schwab, Jahrmarkt für Heldentum, a.a.O., S. 6)

32 Schwab, Günther: Der Tanz mit dem Teufel. Ein abenteuerliches Interview, Hameln 1958, S. 239

33 Vgl. auch: Kasper, Elke: “Morgen ist über alledem Ruh”. Ökologische Aspekte in der Lyrik Günter Kunerts, in: Literatur und Ökologie, hrsg. v. Axel Goodbody, Amsterdam / Atlanta 1998, S. 85-99; Subiotto, Arrigo: From everyday to doomsday. The critique of progress and civilisation in Hans Magnus Enzensberger’s writings, in: Literatur und Ökologie, a.a.O., S. 69-84

34 Enzensberger, Hans Magnus: fremder garten, in: Die Erde will ein freies Geleit. Deutsche Naturlyrik aus sechs Jahrhunderten, hrsg. v. Alexander v. Bormann, Frankfurt/M. 1984, S. 295f

35 Kunert, Günter: Laika, in: Moderne deutsche Naturlyrik. hrsg. v. Edgar Marsch, Stuttgart 1980, S. 215

36 Baranzke, Heike: Kirche und Tierschutz in der DDR, in: Jahrbuch Ökologie 1996, hrsg. v. Günter Altner, Barbara Mettler-Meibom, Udo E. Simonis, Ernst U. von Weizsäcker, München 1995, S. 294-299, S. 295

37 Vgl. Knabe, Umweltkonflikte im Sozialismus, a.a.O., S. 241

38 Brecht, Bertold: Werke. Große kommentierte Berliner und Frankfurter Ausgabe, hrsg. v. Werner Hecht, Jan Knopf, Werner Mittenzwei, Klaus-Detlef Müller, Frankfurt 1988, Bd. 12, S. 85

39 Fried, Erich: Gespräch über Bäume, in: Anfechtungen, Berlin 1967, zit. nach: Moderne deutsche Naturlyrik, a.a.O., S. 180

40 Koch, Egmont R.; Vahrenholt, Fritz: Seveso ist überall. Die tödlichen Risiken der Chemie, Köln 1978, S. 231

41 Brüggemeier, Tschernobyl, a.a.O., S. 209

42 Enzensberger, Hans Magnus, in: Nachkrieg und Unfriede. Gedichte als Index 1945-1970, hrsg. v. Hilde Domin, Stuttgart 1970, S. 52, zit. nach: Subiotto, From everyday to doomsday, a.a.O., S. 72

43 Anders, Günther: Die Antiquiertheit des Menschen 2. Über die Zerstörung des Lebens im Zeitalter der dritten industriellen Revolution, München 1980, S. 9


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