Dokument: Indirekte Befragungstechniken zur Kontrolle sozialer Erwünschtheit in Umfragen

Titel:Indirekte Befragungstechniken zur Kontrolle sozialer Erwünschtheit in Umfragen
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URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20141203-083722-2
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Hoffmann, Adrian [Autor]
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Dateien vom 01.12.2014 / geändert 01.12.2014
Beitragende:Prof. Dr. Musch, Jochen [Gutachter]
Prof. Dr. Buchner, Axel [Gutachter]
Dewey Dezimal-Klassifikation:100 Philosophie und Psychologie » 150 Psychologie
Beschreibungen:Die Validität von Prävalenzschätzungen für sensible Merkmale, die auf der Basis direkter Selbstauskünfte erhoben werden, wird durch den Einfluss sozialer Er-wünschtheit bedroht. So antworten manche Merkmalsträger eher in Einklang mit gültigen sozialen Normen als mit ihrem wahren Merkmalsstatus, was zu einer Un-terschätzung der Prävalenz sozial unerwünschter Einstellungen und Verhaltenswei-sen führen kann. Mit der Randomized-Response-Technik (RRT) hat Warner (1965) eine indirekte Befragungstechnik vorgestellt, die durch eine Zufallsverschlüsselung die Vertraulichkeit individueller Antworten garantiert und so zu ehrlicherem Ant-wortverhalten führen soll. Das Crosswise-Modell (CWM; Yu, Tian & Tang, 2008) ist eine aktuelle Weiterentwicklung der RRT. Im Vergleich mit Vorgängermodellen ver-fügt das CWM über vereinfachte Instruktionen und bietet symmetrische Antwortka-tegorien, also keine „sichere“ Antwortalternative, die eine Merkmalsträgerschaft ausschließt. Durch diese Eigenschaften könnte das CWM zu noch valideren Prä-valenzschätzungen führen als konkurrierende Modelle. In der vorliegenden Arbeit wurde die Validität des CWM einer eingehenden empirischen Überprüfung unter-zogen. Hierzu wurde das CWM zunächst in einem Methodenvergleich einem aktuel-len RRT-Modell, dem Stochastischen Lügendetektor (Moshagen, Musch & Erdfelder, 2012), gegenübergestellt. Für zwei sensible Merkmale konnten beide indirekten Be-fragungstechniken höhere und damit potentiell validere Prävalenzschätzungen als eine konventionelle direkte Frage erzielen. Die bekannte Prävalenz eines nicht-sensiblen Kontrollmerkmals wurde durch das CWM punktgenau und sogar genauer als durch das konkurrierende RRT-Modell geschätzt. In einem zweiten Experiment wurden gezielt die Verständlichkeit der Instruktionen und die subjektiv empfundene Vertraulichkeit erhoben, die zwei zentrale Variablen beim Einsatz indirekter Befragungstechniken darstellen. Im Vergleich mit drei konkurrierenden indirekten Befragungstechniken zeigte das CWM die höchste Verständlichkeit. Auch in der subjektiv empfundenen Vertraulichkeit schnitt das CWM mit einem der höchsten Werte ab, der außerdem gegenüber einer direkten Frage substantiell erhöht war. Schließlich wurde das CWM in einem dritten Experiment einer „starken“ Validierung unterzogen, in welcher die bekannte Prävalenz eines sensiblen Merkmals in der Stichprobe als objektives Außenkriterium für die Validität der ermittelten Schätzung diente. Während eine direkte Befragung erwartungsgemäß zu einer substantiellen Unterschätzung der Prävalenz führte, konnte mit Hilfe des CWM ein akkurater Schätzer gewonnen werden. Die ermittelten Befunde legen nahe, dass das CWM bezüglich der Anwendbarkeit und der Validität der gewonnenen Ergebnisse konkurrierenden RRT-Modellen überlegen ist. Als Ergebnis seiner Evaluation kann festgehalten werden, dass das CWM eines der vielversprechendsten Verfahren zur Schätzung der Prävalenz sensibler Merkmale darstellt.

The validity of prevalence estimates of sensitive attributes obtained through direct questions is threatened by the influence of social desirability bias. Especially carriers of sensitive attributes tend to refrain from answering truthfully in order to present themselves in a socially desirable light, possibly resulting in an underestimation of the prevalence of these attributes. Warner (1965) introduced the Randomized-Response-Technique (RRT) as a means of keeping individual answers confidential by making use of a randomization procedure, presumably leading to more honest responding. As a promising advancement of the RRT, the Crosswise Model (CWM; Yu et al., 2008) implements simpler instructions than competing RRT approaches. Moreover, the CWM offers response symmetry in the sense that none of the answer options offers a “safe” alternative to which respondents might turn to dispel any potential connection to the sensitive attribute. These features might lead to a higher validity of CWM prevalence estimates when compared to estimates based on competing models. The present thesis aimed to empirically evaluate the validity of the CWM. First, the CWM was experimentally compared to an established variant of the RRT. For two sensitive attributes, both techniques met the more is better-criterion; i.e., their application resulted in higher, and thus presumably more valid, prevalence estimates than a direct question. The CWM, however, produced a more exact estimate of the known prevalence of a nonsensitive control attribute. Second, two psychological aspects of the application of indirect questioning techniques, the comprehensibility and perceived privacy protection, were assessed. When compared to three competing approaches, the CWM was found to be the most comprehensible format. Moreover, the CWM was perceived to increase privacy protection as compared to a direct question. Third, a “strong” validation study of the CWM was conducted, using the known prevalence of an experimentally induced sensitive attribute as an external criterion. While a conventional direct question resulted in a substantial underestimate of the known prevalence, a CWM question resulted in an accurate estimate. These results suggest that the CWM might be superior to competing approaches with regards to its applicability and validity. Therefore, the CWM is evaluated as one of the most promising techniques for assessing the prevalence of sensitive attributes.
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Fachbereich / Einrichtung:Mathematisch- Naturwissenschaftliche Fakultät » WE Psychologie » Diagnostik und Differentielle Psychologie
Dokument erstellt am:03.12.2014
Dateien geändert am:03.12.2014
Promotionsantrag am:23.10.2014
Datum der Promotion:28.11.2014
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